Das BMZ hat am 01. März seine neue Strategie für eine feministische Entwicklungspolitik (FEP) bekannt gegeben. Ziel der neuen FEP ist es, diskriminierende Strukturen abzubauen – für Frauen und Mädchen wie auch weitere marginalisierte Gruppen. Im Fokus steht dabei Geschlechtergerechtigkeit. Wie dieses Ziel erreicht werden soll, hat das BMZ im Dezember 2023 in seinem "Dritten entwicklungspolitischen Aktionsplan zur Gleichstellung der Geschlechter" festgelegt.

 

Ziel der FEP


Mit seiner neuen Strategie für eine feministische Entwicklungspolitik will das BMZ verstärkt gendertransformative und intersektionale Ansätze umsetzen.

Das bedeutet, strukturelle und systemische Ursachen der fehlenden Gerechtigkeit zu überwinden und die Überschneidung unterschiedlicher Diskriminierungsmerkmale zu beachten. Nur so können alle Menschen gleichermaßen und selbstbestimmt am sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben teilhaben.

Ausrichtung des Genderaktionsplans


Der Aktionsplan orientiert sich an den in der FEP definierten „3R“: geschlechterbezogene Ungerechtigkeiten und Diskriminierung sollen abgebaut werden, indem
 

– Rechte

– Ressourcen &

– Repräsentanz
 

von Frauen und marginalisierten Gruppen gestärkt werden. Um dies zu erreichen, enthält der dritte entwicklungspolitische Gender-Aktionsplan konkrete Maßnahmen für die Jahre 2023 bis 2027.

Intersektionalität

Intersektionalität beschreibt, wie verschiedene Gründe für Diskriminierung bei Menschen zusammenkommen (englisch intersection = Überschneidung) und sich dabei gegenseitig verstärken. Dies bedeutet, dass sich Diskriminierungen beispielsweise aufgrund von Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, Alter, Herkunft, Behinderungen, sozioökonomischem Status, ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit oder Zuschreibung nicht isoliert voneinander betrachten oder einfach addieren lassen, sondern an den Schnittstellen neue Formen der Diskriminierung entstehen. So wird eine Schwarze Frau beispielsweise nicht nur aufgrund patriarchaler Strukturen als Frau diskriminiert, sondern auch aufgrund von rassistischen Strukturen als Schwarze Person. Aus der Wechselwirkung der Machtsysteme Patriarchat und Rassismus entsteht eine neue Form der Diskriminierung als Schwarze Frau. (Quelle: FEP, S. 16) 

Multilevel conceptualization of intersectionalty, © FAO, 2023
Gendertransformative Ansätze

Die feministische Entwicklungspolitik des Bundesentwicklungsministeriums setzt auf gendertransformative Ansätze, um geschlechtsspezifische Machthierarchien langfristig abzubauen. Dafür reicht es nicht, an den Symptomen von Geschlechterungleichheit anzusetzen.  
Gendertransformative Ansätze gehen die Ursachen von geschlechtsbezogenen Ungleichheiten an. Dazu zählen beispielsweise diskriminierende Gesetze, ungleiche soziale Normen und Praktiken, diskriminierende Einstellungen und Geschlechterrollen und -stereotype, die aus patriarchalen Machtverhältnissen hervorgehen. 

Gendertransformative Vorhaben setzen sich beispielsweise kritisch mit gängigen Männlichkeitsbildern auseinander und beziehen dafür auch männliche Akteure ein. Damit grenzen sich gendertransformative Ansätze von gendersensiblen Ansätzen ab, die zwar die spezifischen Bedürfnisse der Geschlechter systematisch in Maßnahmen integrieren (beispielsweise durch die Bereitstellung von Betreuungsmöglichkeiten für Kinder während Trainings), aber nicht darauf abzielen, bestehende geschlechtsspezifische Ungleichheiten aktiv zu verändern.  

Die Integration von gendertransformativen Ansätzen in die Planung und Umsetzung von entwicklungspolitischen Maßnahmen ist zentral für die Umsetzung der feministischen Entwicklungspolitik. Auch diverse nationale, internationale oder europäische Referenzdokumente zur Gleichstellung der Geschlechter heben die Bedeutung von gendertransformativen Ansätzen für die Entwicklungszusammenarbeit hervor, beispielsweise der dritte EU-Gender-Aktionsplan (EU GAP III).