Kaffee aus Honduras

Kaffee ist für Honduras ein wichtiger Wirtschaftszweig und ein bedeutender Exportartikel. Tatsächlich trägt er 26 % zum landwirtschaftlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP) und 5 % zum gesamten BIP des Landes bei. Der Kaffeesektor bietet außerdem die meisten Arbeitsplätze im Land. Honduras ist heute eines der fünf größten Kaffeeexportländer der Welt mit etwa 5% der weltweiten Kaffeeproduktion. Deutschland ist der größte Abnehmer von honduranischem Kaffee, aber auch andere europäische Länder und die USA sind wichtige Zielmärkte.

Neue Gesetze fordern Transparenz in Lieferketten

Unternehmerische Sorgfaltspflichten sind in der EU und insbesondere in Deutschland zu einem wichtigen Thema geworden. Es geht darum, die Transparenz und Rückverfolgbarkeit von Produkten und Lieferketten sicherzustellen, um Umwelt- und Sozialstandards zu gewährleisten.  Des Weiteren beschließt EU derzeit eine Verordnung zur Vermeidung von Entwaldung (EUDR). Die Unternehmen werden zukünftig außerdem nachweisen müssen, dass ihre Produkte (Kaffee, Palmöl, Soja, Rind, Kakao, Naturkautschuk, Forstprodukte) frei von Walddegradierung und Entwaldung sind. Waldmonitoring und Rückverfolgbarkeit spielen hier eine zentrale Rolle. Das ist ein entscheidender Schritt, um den Schutz der Wälder weltweit und die Wahrung von Rechten indigener Völker zu gewährleisten.

Um sicherzustellen, dass Kooperativen in Honduras von diesen Entwicklungen profitieren, unterstützt und begleitet das GIZ-Vorhaben PROCAMBIO II sie bei der Einführung der Rückverfolgbarkeitslösung INATrace in ihrem Unternehmen. Mit dieser digitalen Lösung werden Lieferketten in Honduras transparenter und nachvollziehbarer.

INATrace ermöglicht die digitale Rückverfolgbarkeit

INATrace ist eine übertragbare, quelloffene digitale Rückverfolgbarkeitslösung, die den Weg der Kaffeekirsche vom Anbau bis zum fertigen Produkt dokumentiert. Daten darüber, wie die Lieferkette im Detail aussieht, etwa welche Preise gezahlt werden, welche Verarbeitungsschritte stattfinden, oder welche Akteure involviert sind, werden digital gespeichert und sind über einen QR-Code auch für Konsument*innen einsehbar. In Zukunft wird INATrace zudem über ein Forest Monitoring System verfügen und damit Daten zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten für die neue EU Entwaldungsverordnung beinhalten. Dies hat gleich zwei große Vorteile: Unternehmen und Kooperativen können Missstände aufdecken und mögliche Verbesserungen identifizieren, um ihren Sorgfaltspflichten nachzukommen. Gleichzeitig erhalten Verbraucher*innen wichtige Informationen, um nachhaltig einzukaufen und somit einen positiven Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft zu haben.

“Die Nutzung von INATrace in unserem Datenerhebungssystem stellt einen Fortschritt dar: Der Wechsel von Papierregistern und vielen Excel-Seiten zu einer Datenbank in der jederzeit unsere gesamte Information zu Nachverfolgbarkeit verfügbar ist.”

Isaura Cecilia Pineda

Kooperative „18 Conejo“

INATrace in Honduras und darüber hinaus

Auf Basis einer erfolgreichen Pilotierung von INATrace in Ruanda im Jahr 2020, wird das Tool seit 2021 sukzessive in Honduras eingeführt. In einer ersten Runde wurden drei Kooperativen im Westen Honduras sowie drei Kaffeeröster als deren Vertragspartner in der Nutzung von INATrace geschult.  Zentrales Ziel war die Anpassung von INATrace an die Prozesse und Bedürfnisse der honduranischen Kaffeelieferketten. Die Anpassungen von INATrace erfolgen dabei immer im Einklang mit den Principles for digital Development und werden mit den Nutzer*innen gemeinsam erarbeitet.   Mit INATrace haben Kooperativen die Möglichkeit, sich von Papier- oder Excel-basierten Systemen zu verabschieden und ihre Prozesse vollständig transparent zu gestalten und zu digitalisieren. Außerdem behalten sie die Hoheit über ihre eigenen Daten, was ihre Verhandlungsposition gegenüber Abnehmern ihres Kaffee stärkt.

“Die Nutzung des Rückverfolgbarkeitstools INATrace ermöglicht es uns als Kooperative, alle Prozesse zur Rückverfolgbarkeit des von unseren Produzent*innen produzierten Kaffees zu verbessern, die internationalen Vorschriften einzuhalten, die Transparenz und das Vertrauen unserer Kunden zu stärken und uns international als innovative Genossenschaft des Landes zu positionieren.”

Arnold Alvarado

Manager für das interne Kontrollsystem und Zertifizierungen,

Puringla Kaffee-Kooperative, Santiago Puringla, La Paz, Honduras C.A.

Seit 2022 wird die Nutzung von INATrace in Zentralamerika weiter ausgebaut und gefördert. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der kontinuierlichen Verbesserung und Erweiterung des Systems. So wird beispielsweise die Benutzerfreundlichkeit für Nutzer mit geringen digitalen Vorkenntnissen verbessert und eine App entwickelt, die die direkte Erfassung der Kaffeekirschen bei der Anlieferung an den Kaffeewaschstationen ermöglicht. Zudem werden neue Funktionen für die Erfassung der Feld-Polygone der Bäuerinnen und Bauern und ein satellitenbasiertes Waldmonitoring entwickelt. Zukünftig soll über INATrace nachweisbar sein, dass der erfasste Kaffee nicht mit Entwaldung in Verbindung steht. Ein weiteres Ziel ist es, INATrace in anderen Ländern wie Costa Rica und der Dominikanischen Republik einzuführen und für weitere Agrarprodukte, zum Beispiel Früchte, anzuwenden.