Nachhaltige Agrarlieferketten

 

Auf einen Blick

  • Die Projekte „Nachhaltige Agrarlieferketten in Indonesien (SASCI)“ und „Nachhaltigkeit und Wertschöpfung in Agrarlieferketten (SASCI+)“ fördern entwaldungsfreie Lieferketten.
  • Die Projekte befinden sich im Distrikt Kapuas Hulu
  • Die Hauptpartner sind das indonesische Landwirtschaftsministerium und die Regionale Planungs- und Entwicklungsagentur (BAPPEDA).
  • Hauptziel der Projekte ist die Etablierung nachhaltiger Produktionsregionen
  • Außerdem werden Umwelterziehung und die Sensibilisierung für den Wert der biologischen Vielfalt gefördert

Die Produktion von international gehandelten tropischen Agrarrohstoffen ist nicht selten mit Entwaldung und der Umwandlung von Ökosystemen verbunden. Die wichtigsten Treiber von Entwaldung und Walddegradierung sind Rindfleisch, Soja, Palmöl, Zellstoff und Papier, Naturkautschuk, Kakao und Kaffee.

Das BMZ hat Projekte in Rohstoffanbaugebieten in Auftrag gegeben, in denen ein Entwaldungsrisiko besteht. Das Ziel dieser Projekte ist es, den Aufbau nachhaltiger Produktionsregionen zu unterstützen, in denen Waldschutz und landwirtschaftliche Produktion durch partizipative Raumplanung in einem ausgewogenen Verhältnis stehen und in denen nachhaltige und entwaldungsfreie Lieferketten aufgebaut werden.

Projektziele

  • Stärkung der Kapazitäten von Kleinbäuerinnen und Bauern
  • Steigerung der Produktivität und Nachhaltigkeit der Produktion
  • Verbesserung ihrer Lebensbedingungen
  • Einbindung von Kleinbäuerinnen und Bauern in internationale Lieferketten

Projektbeispiele in Indonesien

Beispiele sind das vom BMZ-finanzierte bilaterale Projekt "Nachhaltige Agrarlieferketten in Indonesien (SASCI)" und Maßnahmen unter dem Globalvorhaben "Nachhaltigkeit und Wertschöpfung in Agrarlieferketten (SASCI+)", das im Distrikt Kapuas Hulu in West Kalimantan durchgeführt wird. Die Projekte werden von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH durchgeführt.

Der Distrikt Kapuas Hulu 

Der Distrikt Kapuas Hulu befindet sich in der Provinz West-Kalimantan auf der Insel Borneo und umfasst insgesamt fast drei Millionen Hektar und ist bekannt für seine reiche Biodiversität und seine tropischen Regenwälder. Mehr als 70 % des Distrikts sind noch bewaldet, und es gibt zwei große Nationalparks. Im Distrikt leben über 263.000 Menschen, die der indigenen Gruppe der Dayak und der Gruppe der Malaien angehören. Landwirt*innen leben überwiegend von Subsistenzlandwirtschaft in Verbindung mit dem Anbau einzelner marktfähiger Produkte wie Naturkautschuk, Ölpalmen, Pfeffer, Kratom und Kaffee.

Im Jahr 2018 wurde der Bezirk Kapuas Hulu zum UNESCO Biosphärenreservat mit dem Namen "Betung Kerihun Danau Sentarum Kapuas Hulu Biosphärenreservat" ernannt. Im Jahr 2020 wurde Kapuas Hulu Mitglied der indonesischen Plattform für nachhaltige Bezirke (LTKL).

Projektpartner

Die wichtigsten Partner des Projekts sind das indonesische Landwirtschaftsministerium und die Agentur für Regionale Planungs- und Entwicklungsagentur (BAPPEDA). Unter dem UNESCO Biosphärenreservat wurde 2020 eine Multiakteursplattform eingerichtet. Ein Hauptziel dieser Multiakteursplattform ist die Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsziele für die Jurisdiktion in partizipativer Weise zu bestimmen..

Im Rahmen des SASCI+-Projekts wird die Umweltbildung und Bewusstseinsbildung zum Wert der Biodiversität der Wälder durchgeführt. Das Projekt arbeitet mit der indonesischen Sustainable Districts Platform (LTKL) zusammen. Darüber hinaus unterstützt die GIZ den Aufbau von Kapazitäten der lokalen Regierung, von NROs und Unternehmen des Privatsektors, um grüne Produkte zu entwickeln und diese mit dem Logo des Biosphärenreservats zu bewerben.

© GIZ/Canopy Indonesia
© GIZ/Canopy Indonesia
© GIZ/Canopy Indonesia

Was wurde bisher erreicht?

Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung: Partizipative Landnutzungsplanung

Der Distrikt Kapuas Hulu umfasst staatliche Waldgebiete, Gebiete für andere Nutzungen und vermutlich das älteste und tiefste tropische Torfgebiet der Welt. Innerhalb des Waldgebiets ist Landwirtschaft strengstens verboten.

Plantagenprodukte außerhalb des Staatswaldes angebaut, während teils auch noch signifikante Waldflächen und Torfgebiete auf diesen Flächen vorhanden sind. Wenn Ölpalmen auf kohlenstoffreichen Torfböden angebaut werden, werden Torfböden dafür trockengelegt. Diese Trockenlegung setzt hohe Mengen von Treibhausgasen frei. Studien wurden unter diesem Projekt gefördert, welche Wälder und Torfgebiete kartieren und den Landbesitz dokumentieren. Diese Studien werden in den Landnutzungsplanungsprozess integriert mit dem Ziel, die produktive Landwirtschaft weg von kohlenstoffreichen Böden und biodiversen Wäldern zu entwickeln.

Schulungen für Kleinbauern in guten landwirtschaftlichen Praktiken

Mehr als 2 375 Naturkautschukbäuerinnen und Bauern, und 290 Ölpalm-Kleinbäuerinnen und Bauern, die Ölpalmen anbauen, haben zusätzliche Kenntnisse über guten landwirtschaftlichen Praktiken erhalten. Die Schulungen schlossen das Management der Kautschukbäume, Erntemethoden und Nacherntetechniken ein. Zusätzlich wurden 380 Kleinbäuerinnen und Bauern für Naturkautschuk und 335 Ölpalmbauern wie auch staatliche Agrarberater in Agroforsttechniken, Permakultur und klima-smarter Landwirtschaft wie auch Klimaresilienz fortgebildet.

Die Kleinbäuerinnen und Bauern, die Ölpalmen anbauen, werden dabei unterstützt, sich in Gruppen zu organisieren und die Zertifizierung nach dem Indonesischen Standard für Palmöl (ISPO) vorzubereiten. Parallel dazu wird eine Zertifizierung nach den Kriterien des internationalen Round Table on Sustainable Palm Oil (RSPO) für Kleinbäuerinnen und Bauern vorbereitet. Ein Rückverfolgbarkeitssystem wird in der Ölpalmlieferkette eingeführt.

In Zusammenarbeit mit dem deutschen Reifenhersteller Continental AG wird ein digitales Rückverfolgbarkeitssystem eingesetzt. Der Standort der kleinbäuerlichen Kautschukplantagen wird in dem System registriert und Informationen über die verkauften Mengen und die erzielten Preise werden erfasst. Die Kautschukbäuerinnen und Bauern erhalten aufgrund einer direkten Vereinbarung mit den nachgelagerten Verarbeitern und der Continental AG einen besseren Preis für ihre Erzeugnisse.

© GIZ/Canopy Indonesia
© GIZ/Canopy Indonesia
© GIZ/Canopy Indonesia
© GIZ/Canopy Indonesia

Durch die Kartierung der kleinbäuerlichen Betriebe und ihre offizielle Registrierung als Geschäftseinheiten bei der lokalen Regierung wurde mehr Transparenz geschaffen. Darüber hinaus wird Unterstützung bei der Erlangung formeller Landtitel geleistet und es wurden lokale Konfliktmediatoren ausgebildet. Bisher hat eine Gruppe von Mediatoren – neben anderen Erfolgen – einen Grenzkonflikt zwischen einer lokalen Gemeinde und dem Nationalpark Betung Kerihun gelöst. Die Gruppe konzentriert sich nun auf Konflikte mit dem Plantagensektor.

Was sind die Haupthindernisse?

Der Entwicklung einer nachhaltigen Produktionsregion ist ein langwieriger Prozess. Es ist nicht einfach, sich gemeinsam auf Ziele für den Distrikt zu verständigen. Eine angemessene Repräsenation der verschiedenen Gruppen in einem Multi-Stakeholder-Forum ist eine große Herausforderung. Eine Produktionsregion wird nur dann nachhaltig und erfolgreich sein, wenn sie für die Bezirksregierung und die lokale Bevölkerung einen tatsächlichen Nutzen bringt. Dazu sind Investitionen von Unternehmen notwendig. Die Unternehmen wollen jedoch zunächst positive Ergebnisse sehen und zögern, in eine bestimmte Region zu investieren. Außerdem gibt es eine Vielzahl von internationalen Bewertungsrahmen für nachhaltige Produktionsregionen und keinen, der von allen internationalen Käufern und lokalen Interessengruppen gleichermaßen akzeptiert wird.