Auf einen Blick:

  • Die GIZ wurde vom BMZ beauftragt, die COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel in mehr als 30 Ländern des globalen Südens durchzuführen. Dafür hat das BMZ insgesamt 19,5 Mio. EUR bereitgestellt.
  • Die Umsetzung der Initiative erfolgt in Zusammenarbeit mit Fairtrade (Deutschland und International), dem Forum Fairer Handel e.V. und der Deutschen Welthungerhilfe e.V.
  • Das Ziel besteht darin, die durch die COVID-19-Pandemie entstandene Notlage der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern mit direkten und schnellen Hilfsmaßnahmen zu lindern und die Ausbreitung des Virus einzudämmen.
  • Außerdem soll durch die Übernahme von Betriebskosten und die Durchführung von verschiedenen Schulungen die Geschäftstätigkeit der Produzent*innen und ihrer Organisationen sichergestellt werden.

Im westlichen Hinterland Kenias, nicht weit entfernt vom Ufer des Lake Victoria, liegt das kleine Dorf Setek. Wie in vielen anderen Dörfern dieser Region, ist auch in Setek der Kaffee die Haupteinnahmequelle für die Bewohner*innen. Das dunkelbraune Kaffeepulver, wie man es in Europa ansprechend und luftdicht verpackt in jedem Supermarkt finden kann, beginnt hier in Setek als Kaffeekirsche am Strauch seine lange Reise in der Kaffee-Lieferkette.

Der Kaffee als Lebensgrundlage

Doch nicht nur als reine Geldquelle hat der Anbau des Kaffees in Setek einen hohen Stellenwert. Vielmehr konnte er in den letzten Jahren zur Gleichstellung von Mann und Frau beitragen. Unterstützt durch Workshops von Fairtrade International (FI), gründeten die einheimischen Frauen die Initiative „Women in Coffee“, deren Ziel es ist, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Frauen im Kaffeeanbau zu verbessern. Nach langer Zeit konnte es auch ihnen ermöglicht werden, eigene Pflanzen zu besitzen und sich am Ertrag zu beteiligen. Damit einher gingen Selbstständigkeit und Mitspracherecht.

 

Das Wichtigste in Kürze:

Die COVID-19 Soforthilfe für Fairen Handel hat eine Laufzeit von Oktober 2020 bis März 2023.

Insgesamt sollen 375 Produzent*innen und Produzentenorganisationen mit 650.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern erreicht werden.

Die Initiative hat folgende Kernziele:

1. Soforthilfe zur Linderung der COVID-19 bedingten sozio-ökonomischen Notlage

2. Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung der weiteren Verbreitung von COVID-19

3. Maßnahmen zur Sicherstellung der Geschäftskontinuität und Resilienz der Produzent*innen-Organisationen

 

Die COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel gliedert sich in drei Stränge:

  • den Fonds für die Produzentenpartner des Forum Fairer Handel
  • den Fonds für die Produzentenpartner von Fairtrade International
  • die Förderung von Wertschöpfungsketten mit der Deutschender Welthungerhilfe e.V.

Gerade als man sich auf einem guten Weg in Richtung Gleichberechtigung befand, machte die COVID-19-Pandemie einen gewohnten Arbeitsablauf nahezu unmöglich. In Setek mussten die Märkte geschlossen, die Weiterverarbeitung der Kaffeekirschen begrenzt, und dadurch ein Teil der Ernte zwangsläufig vernichtet werden. Die Initiative für den Fairen Handel unterstützt Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in mehr als 30 Ländern des globalen Südens, die unmittelbar durch die Produktion von Agrarrohstoffen in Lieferketten des Fairen Handels eingebunden und durch die Pandemie von teilweise erheblichen Einnahmeausfällen betroffen sind.

Insgesamt gefährdet die Corona-Pandemie also nicht nur die Gesundheit der Menschen in Afrika, Lateinamerika und Asien – sie stellt auch die dortige Wirtschaft auf eine harte Probe.

Filmische Eindrücke aus Kenia

Unser Partner Fairtrade International bietet exklusive Einblicke in die betroffenen Regionen. Hier zum Beispiel von Kaffeebäuerin Caroline aus Kenia. "Früher durften wir Frauen keinen Kaffee anbauen. Sie waren komplett von ihren Männern abhängig. Jetzt können sie ihr eigenes Geld investieren, indem sie ihren eigenen Kaffee verkaufen."

Kurz vorgestellt:

Die COVID-19-Soforthilfe Initiative für den Fairen Handel ist ein Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) und wird in Kooperation mit den Partner Forum Fairer Handel e.V., Welthungerhilfe e.V. und Fairtrade International durchgeführt. Im Rahmen des Programmes soll Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in über 30 Ländern geholfen werden, die in die Lieferketten des Fairen Handels eingebunden sind. Ziel ist nicht nur, die Ausbreitung des COVID-19-Virus zu verhindern und die Menschen zu schützen, sondern auch, die wirtschaftlichen Abläufe sicherzustellen.

Die COVID-19-Soforthilfe kommt unter anderem den Menschen in den Regionen Keneme, Kono und Kailahun im Osten des afrikanischen Küstenstaates Sierra Leone zugute. Diese Regionen gehören zu den weltweit größten Anbaugebieten für Bio-Kakao. Ein Großteil der Bevölkerung lebt von diesem Geschäft. Die Maßnahmen für diese Regionen wurden von der Welthungerhilfe konzipiert und werden derzeit, finanziert über einen Zuschussvertrag mit der GIZ, von der WHH umgesetzt. Sie erreichen in Sierra Leone circa 90.000 Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit dem Anbau von Agrarprodukten bestreiten. 

Was wurde bisher erreicht?

Bislang wurden mit der COVID-19 Soforthilfe ca. 570 Produzent*innen-Organisationen und ca. 870.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in 37 Ländern erreicht.

Über den Fonds für die Produzentenpartner des Forum Fairer Handel werden aktuell 73 Förderanträge in 16 Ländern bedient.  Über 2,5 Millionen Euro erreichen so die betroffenen Organisationen. Damit wurden bisher rund 50.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern erreicht, deren Produktionssortiment von Mangos in Burkina Faso, über Gewürze und Tee in Indien bis hin zu Kaffee und Kakao in Peru reicht. 

Produzent*innen, die über den Fonds für die Produzentenpartner von Fairtrade International (FI) erreicht werden, müssen eine Fairtrade-Zertifizierung vorweisen. Zur Umsetzung dieser Hilfsmaßnahmen hat die GIZ mit FI einen Vertrag über 8,1 Millionen Euro geschlossen, der bislang 494 Produzent*innenorganisationen und über 700.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern erreichen konnte. In Asien, Afrika und Lateinamerika werden unter anderem Beschaffungen und Verteilungen von Artikeln für Hygiene und Gesundheitsschutz durchgeführt.

FI hat außerdem eine Dokumentarreihe ins Leben gerufen, die die direkten Auswirkungen der Pandemie auf die kleinbäuerlichen Gemeinden zeigt. Alle Episoden sind unter folgendem Link im Netz zu sehen:

https://farmers-documentary.fairtrade.net/

Auch in Sierra Leone konnte die GIZ zu einer positiven Entwicklung beitragen. Hier wurden hintereinander zwei Zuschussverträge mit der Deutschen Welthungerhilfe e.V. (WHH) geschlossen, die zusammen rund 3 Millionen EUR umfassen. In beiden Projektphasen liegt der Fokus auf der Förderung des Anbaus, der Verarbeitung und der Vermarktung von biologisch produziertem Kakao. So profitierten bisher rund 15.000 kleinbäuerliche Haushalte mit insgesamt 90.000 Mitgliedern von den durchgeführten Maßnahmen. 

In Äthiopien fördert die WHH den Anbau und die lokale Weiterverarbeitung von Kaffee. Zum Erhalt der Kaffeewertschöpfungskette in der Region Jimma während der COVID-19 Pandemie hat die GIZ einen Zuschussvertrag mit der WHH über eine Million EUR geschlossen. 11.000 kleinbäuerliche Haushalte mit ca. 55.000 Mitgliedern sollen dadurch erreicht werden. Die relevanten Maßnahmen umfassen Schulungen zu Good Agricultural Practice (GAP) mit Schwerpunkt auf nachhaltigem Farmmanagement, Ertragssteigerung, Verarbeitung und Lagerung sowie Maßnahmen zur Verbesserung und Erweiterung der WASH-Systeme (Water, Sanitation and Hygiene) in den Dörfern der Projektregion.

Seit Dezember 2021 implementiert die WHH außerdem ein Projekt zur Förderung der Kaffeewertschöpfungskette im Mahagi-Gebiet in der Demokratischen Republik Kongo. Dafür hat die GIZ mit der WHH einen Zuschussvertrag über 1,8 Millionen EUR abgeschlossen. Bis Mitte 2022 sollen darüber 52.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern gefördert werden. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf dem Capacity Building der lokalen Kaffeekooperative Kawa Maber.

Die Beauftragung für dieses Projekt erfolgte über den SEWOH Fonds zur Förderung von Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft und wird durch die Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten durchgeführt.