Für eine Förderung durch den INA Due Diligence Fund (DDF) wurden aus zwei Runden insgesamt 13 erfolgversprechende Projekte ausgewählt, die von einem oder mehreren privatwirtschaftlichen Akteuren in Kooperation mit gemeinnützigen Partnern umgesetzt werden. Über die derzeit geförderten Projekte kann hier genauer nachgelesen werden.

Runde 2

Kaffeegemeinschaften im ländlichen Raum mit Frauen in Führungspositionen

Rohstoff:
Kaffee
 

Region:
Huila, Kolumbien
 

Zielgruppe:
2.350 Kaffeebäuer*innen, 9.800 Familienmitglieder
 

Fördersumme:
123.000 EUR
 

Projektzeitraum: 01.09.23-28.02.26
 

Partner:
SKN Caribecafé SAS ist ein kolumbianischer Exporteur von Rohkaffee. ALDI Einkauf SE & Co. oHG ist ein führendes internationales Einzelhandelsunternehmen. Die Deutsch-Kolumbianische Handelskammer ist der zentrale Akteur der deutschen Außenwirtschaftsförderung im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland.

Projektbeschreibung

Die Ungleichbehandlung der Geschlechter ist ein vorherrschendes Problem in Kolumbien, was Folgen auf sozialer und familiärer Ebene hat. In einigen im Kaffeeanbau tätigen Familien unterstützen Kinder ihre Eltern bei bestimmten Aktivitäten, was ein möglicher Risikofaktor für die körperliche Entwicklung und die schulischen Leistungen der Kinder ist. Das Fehlen einer sozialen Absicherung und die arbeitsrechtlichen Risiken, denen die Kaffeebäuer*innen ausgesetzt sind, bringen sie in eine prekäre Lage. Ein weiteres Risiko in der Region Huila ist der Konsum von gesundheitsgefährdendem verunreinigtem Wasser, was sich negativ auf die Arbeitstätigkeit und Ausbildung von Kindern auswirken kann. In diesem Sinne zielt das Projekt unter anderem darauf ab, Kinder, Schulgemeinschaften und Familien für die Bedeutung von Kinderrechten zu sensibilisieren.
 

Ziel des Projekts ist die Verbesserung der Nachhaltigkeit in allen Instanzen der Kaffeelieferkette, wodurch sich die Lebensbedingungen der Menschen in Kaffeegemeinschaften verbessern sollen. Das Projekt fördert die Gleichstellung der Geschlechter sowie die Einhaltung der Menschenrechte und ermöglicht den Kleinbäuer*innen Zugang zu langfristigen, den Sorgfaltspflichten konformen Kaffeemärkten.
 

Das Projekt verfolgt die Gleichstellung der Geschlechter sowohl durch Aktivitäten, die auf die Stärkung von Frauen allgemein abzielt, und dabei auch die Bildung von Frauenvereinigungen fördert. Damit einhergehend wird auf eine Neudefinition der Rolle der Frau im familiären und gesellschaftlichen Kontext gehofft. Im Rahmen des Projekts werden Frauen in die Lage versetzt, Führungsrollen in bestimmten Kaffeeprozessen, wie z. B. dem Nassmahlen, zu übernehmen. Es werden ihnen Instrumente nähergebracht, mit denen sie ihr Kaffeegeschäft oder ihren Betrieb führen können. Die Schulungen sollen zudem ein tieferes Verständnis für die Rechte von Kindern und Menschenrechte im weiteren Sinne fördern. Darüber hinaus werden Wasserfilter für Familien und Schulen installiert, um die Gesundheitsrisiken durch den Konsum von verunreinigtem Wasser zu verringern.
 

Entwicklung eines skalierbaren Risikoanalyse-Tools zur Vorbeugung und Beseitigung von Risiken, insbesondere für Frauen

Rohstoff:
Kräuter und Gewürze
 

Region:
Cairo, Fayoum und Aswan in Ägypten
 

Zielgruppe:
50 Fabrikarbeiter*innen, 250
 

Fördersumme:
95.000 EUR
 

Projektzeitraum: 01.11.23-31.08.24
 

Partner:
Worlée NaturProdukte GmbH ist ein deutsches Unternehmen, das natürliche Rohstoffe auf pflanzlicher Basis für die Lebensmittel-, Getränke- und Futtermittelindustrie veredelt, verarbeitet und vertreibt; CARE Egypt Foundation, eine ägyptische Nichtregierungsorganisation, setzt sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in Ägypten ein. 

Projektbeschreibung

In Ägypten hat Worlées Risikoanalyse Probleme wie Sicherheitsbedenken und Kinderarbeit aufgezeigt. Vor allem besteht ein erhebliches Risiko der Diskriminierung von Frauen. Sexuelle Belästigung und Gewalt gegen Frauen sind im ländlichen Ägypten weit verbreitet. Außerdem sind gefährdete Gruppen aufgrund von Abhängigkeiten und ungleichen Machtverhältnissen oft nicht in der Lage, selbst für ihre Rechte einzutreten.
 

Das Projekt zielt darauf ab, eine skalierbare Methodik zur Risikobewertung zu entwickeln und zu erproben, wobei der Schwerpunkt auf der Identifizierung realer Risiken innerhalb der Agrarlieferketten liegt. Anschließend sollen Präventiv- und Abhilfemaßnahmen entwickelt werden, um Menschenrechte zu schützen und Frauen zu stärken.
 

Dazu wird eine potenzielle Risikoanalyse mit Fokus auf Frauen- und Arbeitsrechten durchgeführt. Diese Analyse umfasst unter anderem vertiefende Interviews und Workshops mit Mitarbeiter*innen und Kleinbäuer*innen. Gemeinsam mit den Rechteinhaber*innen, Nichtregierungsorganisationen, Worlée und seinem Lieferanten wird ein Aktionsplan für Präventiv- und Abhilfemaßnahmen abgeleitet. Es folgt die Umsetzung der entwickelten Maßnahmen durch den Lieferanten von Worlée. Überwachung und Unterstützung leistet dabei die NGO vor Ort. Durch einen regelmäßigen Dialog mit den Rechteinhaber*innen wird die Wirksamkeit der eingeführten Maßnahmen überprüft. In einem letzten Schritt sieht das Projekt vor, die Methodik, die Instrumente und die gewonnenen Erkenntnisse in weiteren Lieferketten von Worlée und innerhalb des Sektors zu verbreiten.
 

Verbesserung des Lebensstandards und der Resilienz von Bio-Kakaoproduzent*innen

Rohstoff:
Kakao
 

Region:
Distrikt Kono, Sierra Leone
 

Zielgruppe:
6.915 Kleinbäuer*innen (davon 1.750 Frauen) und indirekt 34.000 Familienmitglieder und Gemeindemitglieder
 

Fördersumme:
120.500 EUR

Wirtschaftspartner:
120.500 EUR
 

Projektzeitraum: 01.09.23-31.08.25
 

Partner:
Die dm-drogerie markt GmbH + Co. KG ist die größte Drogeriemarktkette Deutschlands, die Maestrani Schweizer Schokoladen AG mit Sitz in der Schweiz produziert und vertreibt Schweizer Schokoladen- und Süßwarenprodukte, Fairtrade Deutschland e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die nationale Fairtrade-Organisation für Deutschland, Fairtrade Afrika ist ein unabhängiges Mitglied der internationalen Fairtrade-Bewegung und vertritt Fairtrade-zertifizierte Produzent*innen in Afrika und dem Nahen Osten. 

Projektbeschreibung

In Sierra Leones Kakaosektor besteht ein erhöhtes Risiko von Menschenrechtsverletzungen und Umweltschutzbelange, insbesondere in den Bereichen Geschlechter-, Kinder- und Arbeitsrechte, sowie existenzsichernde Einkommen und dem Klimawandel. Sierra Leone kämpft zudem mit Ernährungsunsicherheit bedingt durch die starke Abhängigkeit von Lebensmittelimporten verbunden mit einer hohen Inflationsrate und der Abwertung der Währung in den vergangenen Jahren. Darüber hinaus steht das Land im Korruptionswahrnehmungsindex für 2022 auf dem 110. Platz von 180, was die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung aufzeigt.
 

Das Projekt soll einen Beitrag zu einem betrieblichen Mechanismus leisten, mit dem dm und Maestrani die Menschenrechts- und Umweltrisiken entlang der risikoreichen Kakaolieferketten in Sierra Leone kontinuierlich bewerten und steuern können. Der Kakao wird von dm und Maestrani über den Beschaffungslieferanten Tradin Organic direkt von zwei Genossenschaften bezogen, die zu 100 % nach Fairtrade-Richtlinien zertifiziert sind.
 

Im Rahmen des Projekts wird ein Mechanismus erprobt, durch den die Bäuer*innen die Möglichkeit haben, Beschwerden direkt an dm und Maestrani zu richten und damit die Rechenschaftspflicht zu stärken. Das Projekt wird mit nationalen Institutionen in Sierra Leone zusammenarbeiten, um die bestehenden internen Mechanismen zur Korruptionsbekämpfung zu stärken, was die Meldung von Missständen und Einreichung von Beschwerden durch Genossenschaftsmitglieder erleichtern soll. Außerdem soll das Projekt die Kakaobäuer*innen dabei unterstützen, die Abholzung von Primärwäldern zu vermeiden. Die Genossenschaften werden beim Aufbau von Kapazitäten zum Thema Entwaldung unterstützt. Dies hilft ihnen, Abholzung im Einklang mit dem Fairtrade-Kakaostandard, der EU-Entwaldungsverordnung und ihrer eigenen Umweltstrategie zu überwachen. Dazu gehört insbesondere die Kartierung der Farmen zur besseren Rückverfolgbarkeit. Darüber hinaus soll im Rahmen des Projekts eine Strategie für ein existenzsicherndes Einkommen erprobt werden, die sich auf die Diversifizierung der Lebensgrundlagen, die Verbesserung der Kakaobohnenqualität, die Erhöhung der Ernährungssicherheit und die Steigerung der Erträge konzentriert. Dies geschieht durch Sensibilisierung für gute landwirtschaftliche Praktiken, durch die die Landwirt*innen höhere und qualitativ hochwertigere Erträge auf den bestehenden Feldern erzielen und ihr Einkommen diversifizieren sollen.

Auf dem Weg zu besserer Rückverfolgbarkeit von indischer Baumwolle

Rohstoff:
Baumwolle
 

Region:
Maharashtra und Gujarat, Indien
 

Zielgruppe:
400 Kleinbäuer*innen, 3 Entkörnungsbetriebe und 6 Zwischenhändler*innen in Maharashtra; 400 Kleinbäuer*innen, 3 Entkörnungsbetriebe und 6 Zwischenhändler*innen in Gujarat
 

Fördersumme:
100.000 EUR
Wirtschaftspartner:
100.000 EUR
 

Projektzeitraum: 01.06.23-31.08.24
 

Partner:
Mit über 1.300 Filialen in 17 europäischen Ländern und mehr als 27.000 Mitarbeiter*innen ist die C&A AG eines der führenden Modeunternehmen in Europa. Better Cotton, eine Multi-Stakeholder-Initiative, ist die weltweit führende Nachhaltigkeitsinitiative für Baumwolle mit dem Ziel, nachhaltige Produktionsmethoden zu fördern. 

Projektbeschreibung

Der indische Baumwollsektor ist durch eine komplexe Lieferkette und Informalität gerade in der vorgelagerten Baumwolllieferkette gekennzeichnet. Rohbaumwolle gelangt über Kleinbäuer*innen, Zwischenhändler*innen, Vertreter*innen und Märkte zu den Entkörnungsanlagen. Dies erschwert die Transparenz für nachgelagerte abnehmende Unternehmen, die in ihren Lieferketten mögliche Menschenrechts- und/oder Umweltverstöße bewerten möchten. Darüber hinaus gilt Indien als besonders risikobelastet, wenn es um angemessene Arbeitspraktiken im Baumwollsektor geht. Diese Faktoren sind die Haupttreiber für das Ziel der Rückverfolgbarkeit von Better Cotton in Indien.
 

Das Projekt soll die Grundvoraussetzungen schaffen, dass Unternehmen ihren Sorgfaltspflichten nachkommen können, indem die Transparenz in den vorgelagerten Lieferketten von Better Cotton in Indien verbessert wird. Auf diese Weise trägt das Projekt zur weiteren Förderung der Better Cotton-Lieferketten bei und bereitet den Weg für die Rückverfolgbarkeit bis auf die Ebene der Kleinbäuer*innen. Hierzu pilotiert das Projekt die Rückverfolgbarkeit auf der ersten Meile zwischen Farmen und Entkörnungsanlagen. Gleichzeitig unterstützt es zur Einführung der neuen globalen Rückverfolgbarkeitslösung von Better Cotton von der Entkörnungsanlage bis zum Einzelhandel bzw. zur Marke in Indien. Dies schafft auch die Voraussetzung für positive Auswirkungen auf Farmebene, da Kleinbäuer*innen durch die bessere Rückverfolgung der Baumwolle bis zur Farm für bessere ökologische und soziale Praktiken entlohnt werden können.
 

Die Aktivitäten umfassen die Erforschung der Verbindung zwischen Bauernhof und Entkörnungsanlage in den Projektregionen, die Entwicklung und Umsetzung von Prozessverbesserungen für die Erntesaison 2023/2024 und die Erprobung einer Lösung für die Rückverfolgbarkeit auf der ersten Meile in kleinem Maßstab. Landwirt*innen, Zwischenhändler*innen und Entkörnungsbetriebe werden durch genderspezifische Workshops und Feldbesuche einbezogen und geschult. Maßnahmen zur Rückverfolgbarkeit von der Entkörnungsanlage bis zum Einzelhandel bzw. zur Handelskette umfassen die Einführung des neuen Chain of Custody Standards von Better Cotton in Indien. Dies geschieht durch Schulungen und Workshops sowie durch den Aufbau von Angebot und Nachfrage nach rückverfolgbarer Baumwolle aus Indien durch die Zusammenarbeit mit Lieferanten. Zusätzlich werden ein neues Rahmenwerk für die Rückverfolgbarkeit von Better Cotton sowie Überwachungs- und Überprüfungsverfahren entwickelt.

Förderung verantwortungsvoller Einkaufspraktiken in den Lieferketten für natürliche Duftstoffe

Rohstoff:
Botanicals
 

Region:
Coimbatore (Tamil Nadu), Barabanki und Ramnager (Uttar Pradesh), Indien; und Faiyoum Governorate, Beni Suef Governorate (Mittleres Ägypten), Minya Governorate (Oberes Ägypten), Ägypten
 

Zielgruppe:
Lieferketten für Kräuter, Gewürze und Duftstoffe, an denen etwa 2.000 Bäuer*innen und Landarbeiter*innen (Pflücker*innen), vor allem Frauen, beteiligt sind
 

Fördersumme:
120.000 EUR
Wirtschaftspartner:
120.000 EUR
 

Projektzeitraum: 01.09.23-31-08.24
 

Partner:
Die Symrise AG ist ein deutscher Anbieter von Duft- und Geschmacksstoffen, kosmetischen Wirkstoffen und Rohstoffen sowie funktionellen Inhaltsstoffen. UEBT ist ein gemeinnütziger Verband, der eine respektvolle Beschaffung fördert. Er legt gute Praktiken fest, wie Unternehmen und ihre Lieferanten spezielle Inhaltsstoffe für die Bereiche Schönheit, Lebensmittel, natürliche Arzneimittel, Aromen und Düfte, Kräuter und Gewürze usw. beschaffen. 

Projektbeschreibung

Botanicals spielen eine entscheidende Rolle für den Lebensunterhalt vieler Kleinbäuer*innen und tragen erheblich zur lokalen biologischen Vielfalt bei. Allerdings wird bei den Anbau- oder Wildsammelpraktiken häufig nicht ausreichend auf die biologische Vielfalt geachtet. Die Einnahmen bieten den Bäuer*innen und Arbeiter*innen häufig keinen angemessenen Lebensstandard. In einigen Lieferketten gibt es zudem Probleme in Hinblick auf Entwaldung, Verletzungen von Menschenrechten sowie dem Schutz von Kinderrechten. Frauen machen einen großen Teil der Kleinbäuer*innen und Feldarbeiter*innen aus, die dem Risiko schlechter Arbeitsbedingungen ausgesetzt sind. Sowohl in Indien als auch in Ägypten bemühen sich private Akteure, die Risiken nicht nachhaltiger Ernte- und Sammelpraktiken für pflanzliche Produkte zu bewerten und anzugehen. Gegenüber diesem unternehmensinternen begrenzten Umfang wäre ein breiterer, sektoraler Ansatz von Vorteil.
 

UEBT und Symrise verfolgen mit dem Projekt die verbesserte Umsetzung von Sorgfaltspflichten inklusive risikomindernder Maßnahmen für Mensch und Umwelt innerhalb mehrerer Botanicals-Lieferketten. Das Projekt konzentriert sich auf die zentralen ägyptischen und indischen Lieferketten für pflanzliche Stoffe, die üblicherweise in Parfüms für den Kosmetiksektor verwendet werden. Darüber hinaus zielt das Projekt darauf ab, integrative und praktische Instrumente für verantwortungsvolle Einkaufspraktiken zu fördern. Dazu gehören a) die Durchführung partizipativer Risikobewertungen mit lokalen Interessengruppen in Beschaffungsregionen in Indien und Ägypten, b) die Erarbeitung möglicher Minderungsstrategien und c) die Veröffentlichung von Branchenleitfäden und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit.
 

Um dies zu erreichen, werden Risikobewertungen für eine verantwortungsvolle Beschaffung erstellt und eine gemeinsame Definition von Maßnahmen zur Risikobewältigung durch die Akteure des Duftstoffsektors entwickelt. Darüber hinaus wird eine Arbeitsgruppe zu Sorgfaltspflichten mit Symrise und anderen führenden IFRA-Mitgliedern eingerichtet. Eine weitere wichtige Aktivität ist die Schärfung des Bewusstseins von Akteuren der deutschen Kosmetik- und Körperpflegeindustrie sowie der UEBT- und IFRA-Mitglieder für die Anforderungen an die Sorgfaltspflichten und die Beschaffungsrisiken des Sektors.

Ein auf Kleinbäuer*innen ausgerichteter Digitalisierungsansatz für die Prüfung der Einhaltung von Sorgfaltspflichten

Rohstoff:
Kakao, Avocados, Kaffee
 

Region:
Sierra Leone und Äthiopien
 

Zielgruppe:
7.000 Kakaobäuer*innen, 7.000 Avocadobäuer*innen, 370 Kaffeebäuer*innen
 

Fördersumme:
123.000 EUR
Wirtschaftspartner:
123.000 EUR
 

Projektzeitraum: 01.03.23-31.07.26
 

Partner:
Tradin Organic Agriculture B.V. ist ein weltweit tätiges Unternehmen und Vorreiter im Bereich nachhaltig produzierter Rohstoffe; Fairfood ist eine niederländische Stiftung, die den Wandel zu nachhaltigen Ernährungssystemen antreibt, indem sie innovative Lösungen entwickelt, die es Unternehmen ermöglichen, ihre verantwortungsvollen Geschäftspraktiken zu verbessern. 

Projektbeschreibung

Um neue Vorschriften wie die EU-Entwaldungsverordnung oder das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz einzuhalten, sammeln Unternehmen in internationalen Lieferketten zwar eine Fülle von Daten, jedoch fehlt es an geeigneten Instrumenten zur Verwaltung und Integration dieser Daten. In der EU ansässige Unternehmen sind daher oft nicht in der Lage, eine ordnungsgemäße Sorgfaltspflichtenprüfungen durchzuführen. Dies kann dazu führen, dass bestimmte Produktionsgebiete gemieden werden. Für die Bäuer*innen kann der Verlust von Exporten bedeuten, dass sie wieder oder noch weiter in die Armut abrutschen, was sowohl ihre soziale Lage verschlechtern und sich zudem negativ auf die Umwelt auswirken könnte. Bei Fortsetzung der Exporte bedeutet eine unzureichende Sorgfaltspflichtenprüfung, dass die Risiken und negative Auswirkungen am Ursprungsort möglicherweise nicht erkannt und somit nicht behoben werden können.
 

Tradin Organic und Fairfood entwickeln ein auf die Lieferkette ausgerichtetes Open-Source Instrument zur Integration von Daten sowie ein entsprechendes Dashboard. Dadurch werden EU-Käufer befähigt, ihren Sorgfaltspflichten nachzukommen, um die sozialen und ökologischen Bedingungen in den Produktionsländern zu verbessern. Im Idealfall werden die Bäuer*innen für die Weitergabe ihrer Daten entlohnt.
 

Das Tool wird mit mehreren Datensätzen aus verschiedenen Beschaffungsprojekten von Tradin Organic und den Lieferketten seiner Partner getestet. Die Datensätze werden ausgewählten Kunden in einem Dashboard präsentiert. Den ausgewählten Kunden werden zudem Anreize aufgezeigt, um die Kleinbäuer*innen für die Bereitstellung von Daten zu vergüten, die die Einhaltung der Sorgfaltspflichten übertreffen. Eine Vergütung kann 1) die Datenqualität verbessern, 2) die tatsächliche Situation der Landwirt*innen vor Ort verbessern und 3) den Marken und Einzelhändlern am Ende der Wertschöpfungskette eine aussagekräftige, datenbasierte und wahrheitsgetreue Produkthistorie liefern, die sie Verbraucher*innen präsentieren können. Zum Ende der Projektphase werden Möglichkeiten für die Ausweitung des Instruments und die Förderung seiner Anwendung in anderen Lieferketten erarbeitet. 

Aufbau einer nachhaltigen Wertschöpfungskette für Erdnüsse

Rohstoff:
Erdnüsse
 

Region:
Milala, Lilongwe, Malawi
 

Zielgruppe:
100 kleinbäuerliche Haushalte
 

Fördersumme:
123.000 EUR
 

Projektzeitraum: 01.08.23-31.07.24
 

Partner:
Midsona Deutschland GmbH
ist einer der führenden Hersteller von Bio-Produkten in Deutschland. Stichting Grown Farm Incubator, eine niederländische Stiftung, unterstützt Kleinbäuer*innen dabei, wirtschaftlicher und nachhaltiger zu werden.  

Projektbeschreibung

Derzeit gibt es in Malawi keine zertifizierte ökologische Landwirtschaft und daher auch keine malawische Lieferkette für Bio-Erdnüsse, die über die Herkunft der Erdnüsse und die Lebensbedingungen der Bauern informiert. In der Vergangenheit gab es für Importeur*innen erhebliche Hindernisse bei der Zusammenarbeit im Hinblick auf die Transparenz, die für die Identifizierung und das Management der Sorgfaltspflichten in Bezug auf Menschenrechte und Umwelt dringend erforderlich ist. 

 

Das Projekt zielt darauf ab, eine nachhaltige, skalierbare, eingliedrige und ökologische Erdnuss-Wertschöpfungskette unter Einbeziehung von Kleinbäuer*innen, von denen 50% Frauen sind. Der Schwerpunkt liegt auf der Sicherung eines existenzsichernden Lohns und dauerhaften Beschäftigungsverhältnissen, wobei eine Einkommenssteigerung von 300 % angestrebt wird. Dies soll die autarke soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinden fördern. Gleichzeitig soll die Bodengesundheit verbessert, die Umweltbelastung verringert und die erste zertifizierte ökologische Landwirtschaft in Malawi geschaffen werden. 

 

Die Wertschöpfungskette soll durch eine digitale Plattform überwacht werden, die Daten über die landwirtschaftlichen Aktivitäten sammelt und so für Transparenz und Compliance in der gesamten Kette sorgt. Auf diese Weise wollen die Projektpartner die Lieferkette innerhalb von 5 Jahren auf 1300 Bäuer*innen ausweiten. Der Entwicklungs- und Skalierungsprozess soll durch einen kontinuierlichen partizipativen Lern- und Aktionsprozess unter den bäuerlichen Gemeinschaften unterstützt werden. Dies wird als Inkubator und Garantie für eine erfolgreiche Projektumsetzung und Skalierung dienen. Darüber hinaus wird das Projekt den Anbau mithilfe der App Grown ERP digitalisieren. Die App hilft dabei, die Kosten und Abläufe in der Landwirtschaft zu analysieren und zu optimieren und die Daten transparent an die Käufer*innen weiterzugeben. Es soll ein diversifiziertes Anbausystem und regenerative landwirtschaftliche Praktiken eingeführt werden, um den CO2-Fußabdruck aktiv zu verringern. Außerdem wird das Grown Farm Incubator Modell eingeführt, ein von aQysta entwickeltes und praktiziertes Modell zur Erbringung umfassender Dienstleistungen für Kleinbäuer*innen. Dabei wird ihnen ein komplettes Paket von Dienstleistungen in der Wertschöpfungskette zur Verfügung gestellt, was insbesondere auf die Unterstützung marginalisierter Kleinbäuer*innen und Frauen ausgerichtet ist.  

Runde 1

Die Rückverfolgbarkeit von Rohbaumwolle und Baumwollballen in Pakistan stärken

Rohstoff:
Baumwolle
 

Region:
Punjab und Sindh, Pakistan
 

Zielgruppe:
495.000 Baumwollbäuerinnen und -bauern, 10 lokale Handelsvertreter*innen, 40 Zwischenhändler*innen, 20 Arbeiter*innen in Entkörnungsbetrieben, alle Makler*innen, die mit den am Projekt beteiligten Entkörnungsbetrieben zusammenarbeiten, bis zu 77 Spinner*innen
 

Fördersumme:
99.990 EUR
 

Projektzeitraum: 01.10.22-01.04.24
 

Partner:
Die Adidas AG ist ein weltweit führendes Unternehmen in der Sportartikel-Industrie mit Sitz in Deutschland.
Better Cotton, eine Multi-Stakeholder-Initiative, ist die weltweit führende Nachhaltigkeitsinitiative für Baumwolle, mit dem Ziel, nachhaltige Produktionsweisen zu fördern.

Projektbeschreibung

Der Textilsektor hat eine der komplexesten Wertschöpfungsketten in der globalen Wirtschaft, mit einer Vielzahl von Teilsektoren, die ineinandergreifen. Ein anschauliches Beispiel für diese Komplexität ist die Baumwolllieferkette in Pakistan. Dort wird Rohbaumwolle von den Farmen bis zu Verarbeitungsbetrieben weitergehandelt, die meist 100 bis 150 km von den Produktionsstätten entfernt sind.  An diesem Prozess sind oft mehrere Zwischenhändler*innen und Märkte beteiligt, was die Lieferkette, auch aufgrund fehlender Infrastruktur, sehr undurchsichtig und intransparent macht. Dies stellt für nachgelagerte Händler und Kunden ein mehrfaches Hindernis dar, mit gebotener Sorgfalt zu prüfen, woher die Baumwolle genau stammt.
 

Ziel des Projekts ist es, die Rückverfolgbarkeit von Baumwolle am Anfang der Lieferkette zu verbessern. Dabei geht es darum die Lieferkette der Baumwolle von den Farmen zu den Verarbeitungsbetrieben als auch von den verarbeitenden Entkörnungsbetrieben zu den Spinnereien nachzuvollziehen und somit transparenter zu machen. Dafür soll mit allen relevanten Akteur*innen ein System zur Rückverfolgbarkeit entwickelt und implementiert werden.
 

Die Projektumsetzung sieht vor, Workshops mit allen Projektbeteiligten durchzuführen. Diese Workshops sollen Fähigkeiten und Wissen in den Bereichen Sortierung, Aufzeichnung, Verwendung von Materialien zur Ballenidentifizierung, technische Lösungen für die Datenverfolgung und Aufzeichnung sowie Nutzung der Better Cotton Platform vermitteln. Danach werden die Baumwollballen in den Entkörnungsbetrieben mit eindeutigen Codes gekennzeichnet, um eine spätere Rückverfolgbarkeit zu ermöglichen. Außerdem werden die Lieferant*innen dazu veranlasst, den Anforderungen des Better Cotton CoC-Standards für die Trennung von Baumwolle einzuhalten. Dabei erhalten die Teilnehmer*innen des Projektes fortlaufend Unterstützung durch Better Cotton. Mit dem System wird Unternehmen die Möglichkeit geboten, die einzelnen Stationen der Baumwolle besser nachzuvollziehen und menschliche Sorgfaltspflichten entlang der Lieferkette für Baumwolle wahrzunehmen. Die Partnerschaft erhofft sich, dieses Rückverfolgbarkeitssystem für Baumwolle weiter zu verbessern und ausweiten zu können.
 

Unternehmensübergreifender Beschwerdemechanismus im Kakaosektor

Rohstoff:
Kakao
 

Region:
Côte d’Ivoire
 

Zielgruppe:
0,8–1,3 Mio. potenziell zu erreichende kleinbäuerliche Haushalte und Arbeitende; insbesondere Frauen und Kinder
 

Fördersumme:
120.000 EUR
 

Projektzeitraum: 01.11.22-31.12.26
 

Partner:
Die Partnerschaft besteht aus drei multinationalen Unternehmen und einer Stiftung, die die Kakao- und Schokoladenindustrie vertreten, namentlich Nestlé Deutschland AG, Mondelēz Europe GmbH, Ferrero Deutschland, Stiftung der Deutschen Kakao- und Schokoladenwirtschaft und Nichtregierungsorganisationen, die die Zivilgesellschaft vertreten, Inkota-Netzwerk, Stichting Rainforest Alliance, Fairtrade Deutschland e.V. und die Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik.

Projektbeschreibung

In den Kakaoanbaugemeinden in der Côte d'Ivoire kommt es nach wie vor zu Menschenrechtsverletzungen (Kinderarbeit, gefährliche und ausbeuterische Arbeit usw.). Insbesondere Frauen (und andere schutzbedürftige Gruppen) haben oft weniger Möglichkeiten, das System, in dem sie leben, zu beeinflussen. Das ist unter anderem auf ihre begrenzten wirtschaftlichen Mittel zurückzuführen. Folglich sind ihr Mitspracherecht und ihre Wahlmöglichkeiten erheblich eingeschränkt. Obwohl immer mehr Unternehmen über Beschwerdemechanismen verfügen, haben sie bisher keinen besonderen Schwerpunkt auf kleinbäuerliche Haushalte gelegt. Dies führt dazu, dass sich viele Beschwerdemechanismen hauptsächlich an die Mitarbeiter*innen des Unternehmens richten und die Rechteinhaber*innen am Anfang Wertschöpfungskette nicht erreichen.

Um zu untersuchen, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit ein unternehmensübergreifender Beschwerdemechanismus im ivorischen Kakaosektor erfolgreich umgesetzt werden kann, wird gemeinsam mit Partnerorganisationen in der Elfenbeinküste eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Ein möglicher zukünftiger Beschwerdemechanismus soll speziell auf die Bedürfnisse der Betroffenen in kleinbäuerlichen Gemeinschaften zugeschnitten sein und wird in Zusammenarbeit mit den Rechteinhabern in den Kakaoanbaugemeinschaften entwickelt. Zu diesem Zweck nehmen Kakaobauern an Interviews und Workshops im Rahmen der Machbarkeitsstudie teil.
 

Sollten diese Kriterien erfüllt werden können, könnte darauf basierend ein Ansatz für die Umsetzung eines Beschwerdemechanismus in einer zweiten Pilotphase ausgearbeitet und umgesetzt werden. Der Mechanismus wird so konzipiert, dass die Beschwerde bereits nach einmaliger Meldung direkt an die entsprechenden Unternehmen weitergeleitet wird. Zudem soll der Beschwerdemechanismus von einer unabhängigen Organisation/Institution kontrolliert werden, die sicherstellt, dass angemessene Folgemaßnahmen umgesetzt werden.

 

Generierung neuer Einkommensmöglichkeiten für Frauen durch Gummi-Arabicum-Ernte

Rohstoff:
Gummi Arabicum
 

Region:
Karamoja, Uganda
 

Zielgruppe:
750–1.000 Frauen
 

Fördersumme:
95.000 EUR
 

Projektzeitraum: 01.12.22-31.05.23
 

Partner:
Die Norevo GmbH ist ein international etablierter Lieferant und Berater für verschiedene natürliche Rohstoffe.
Native Seeds Moyo ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Norduganda, die sich für die Bekämpfung von Armut und die Verbesserung der Lebensqualität einsetzt.

Projektbeschreibung

In der Region Karamoja leiden hunderttausende Menschen an schwerer und akuter Unterernährung. Grund dafür sind steigende Lebensmittelpreise und schwere Dürreperioden.
 

Eine bislang vernachlässigte Einkommensquelle ist Gummi Arabicum, das von den dort wachsenden Acacia Senegal Bäumen traditionell von Frauen geerntet wird. Die lokale Monopsonmacht, bei der ein Nachfrager vielen Anbietern gegenübersteht, begünstigt extrem niedrige Preise und unfaire Handelspraktiken. Eine schlecht durchgeführte Ernte drückt die Preise weiter und gefährdet die langfristige Gesundheit der Bäume. Trotz des großen Potenzials blieb die Gummi Arabicum Ernte bislang unattraktiv.
 

Die Partnerschaft aus der Norevo GmbH und Native Seeds Moyo möchte in Karamoja eine nachhaltige Gummi Arabicum Wertschöpfungskette aufbauen. Ziel des Projekts ist es, lokale Frauengruppen in der Ernte und Verarbeitung von Gummi Arabicum zu schulen. Dadurch soll die Qualität des Produkts erhöht und das Gummi Arabicum für den Verkauf an Norevo qualifiziert werden. Frauen werden so deutlich attraktivere Preise ermöglicht.
 

In den Schulungen lernen die Frauen, wie man die richtigen Bäume auswählt und wie die Bäume nachhaltig angezapft werden. In Schulungen geht es um die Abschätzung des optimalen Trocknungs- und Erntezeitpunkts und die richtige Reinigung des Gummi Arabicum. Außerdem wird ein Ort für die Verarbeitung des Gummi Arabicums geschaffen und der Transport zur Sammelstelle in Uganda und weiter nach Deutschland organisiert. Qualitätsprüfungen finden regelmäßig statt, um sicherzustellen, dass die Qualität des Gummi Arabicums den Marktanforderungen entspricht. Ein Beschwerdemechanismus soll zudem verhindern, dass Zwischenhändler die Preise drücken. So können für die Frauengruppen langfristige faire Einkommen sichergestellt werden.
 

Vorschläge für einen gemeinsamen Beschwerdemechanismus in der brasilianischen Kaffee-Lieferkette

Rohstoff:
Kaffee
 

Region:
Alta Mogiana, São Paulo (Jeriquara und Pedregulho) und Minas Gerais (Claraval, Ibiraci), Brasilien (einschließlich 5.000 Kaffeeplantagen)
 

Zielgruppe:
am Kaffeeanbau beteiligte Akteure, einschließlich kleinbäuerliche Haushalte, Unternehmer*innen, Saison- und Plantagenarbeiter*innen
 

Fördersumme:
100.000 EUR
 

Projektzeitraum: 01.11.22-31.03.24
 

Partner: Die Partnerschaft besteht aus den vier Kaffeeproduzenten, Melitta Group Management GmbH & Co. KG, Jacobs Douwe Egberts DE GmbH, Nestlé Deutschland AG, Ofi (Olam Food Ingredients) / Olam Deutschland GmbH entweder mit Sitz in Deutschland, den Niederlanden oder der Schweiz, der zivilgesellschaftlichen Organisation Solidaridad Deutschland e.V. und dem Deutschen Kaffeeverband e.V., der die Interessen der gesamten deutschen Kaffeewirtschaft vertritt.

Projektbeschreibung

Brasilien verfügt über einen gesetzlichen Rahmen zum Schutz der Arbeitnehmerrechte, der auch für die brasilianische Kaffee-Lieferkette gilt. Trotz dieses Rahmens gibt es nach wie vor informelle Arbeitsverhältnisse, vor allem in Form von Zeitarbeit in ländlichen Gebieten. Diese (Zeit-)Arbeiter*innen sind anfälliger für Verstöße gegen die Arbeitsrechte.


Die oben genannten Partner verfolgen mit diesem Projekt zwei Ziele: Zum einen möchten sie Empfehlungen entwickeln, wie ein grundlegender Beschwerdemechanismus an den lokalen brasilianischen Kontext angepasst werden kann. Dieser soll transparent und auf die Rechteinhaber*innen in der Kaffeelieferkette zugeschnitten sein.
 

Zum anderen möchten die Projektpartner prüfen, wie Beschwerdefälle gemeinsam vorwettbewerblich durch ein Gremium für Beschwerdemanagement gesteuert werden können und/oder welche präventiven Maßnahmen ergriffen werden können.
 

Zu diesem Zweck haben die Projektpartner eine Feldstudie durchgeführt, um den Grad der Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Risiken nach dem deutschen Sorgfaltspflichtgesetz (LkSG) zu ermitteln. Basierend auf diesen empirischen Ergebnissen und Konsultationen mit wichtigen Stakeholdern aus dem brasilianischen Kaffeesektor werden Empfehlungen entwickelt, wie das Beschwerdeverfahren an die Bedürfnisse von schutzbedürftigen Gruppen angepasst werden kann. Damit soll a) ein effizienter gemeinsamer Beschwerdemechanismus ermöglicht werden, b) Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie die Zugänglichkeit, Praktikabilität, Transparenz und Legitimität dieser Mechanismen sichergestellt werden kann, c) Ursachen für Menschenrechtsverletzungen und Umweltverstöße identifiziert werden, um so die regelmäßigen Risikoanalysen zu optimieren, und d) gemeinsame Präventionsmaßnahmen abgeleitet werden. Die Ergebnisse werden öffentlich zugänglich gemacht und im Kaffeesektor der Projektregionen, in Brasilien und soweit sinnvoll, darüber hinaus verbreitet.
 

Risikoanalysen der Beschaffungsgebiete für Botanicals

Rohstoff:
Botanicals (u.a. Kräuter, Gewürze)
 

Region:
Brasilien, Kamerun, China, Ägypten, Ghana, Indien, Indonesien, Madagaskar, Marokko, Mexiko, Peru, Südafrika, Tansania, Vietnam
 

Zielgruppe:
Kleinbäuer*innen und Wildsammler*innen
 

Fördersumme:
40.000 EUR
 

Projektzeitraum: 01.01.23-31.07.23
 

Partner:
Mast-Jägermeister SE ist ein deutscher Spirituosenhersteller, der seine Produkte weltweit vertreibt.
Union for Ethical Biotrade UEBT ist eine gemeinnützige Organisation, die einen weltweit anerkannten Standard für ethischen Handel mit natürlichen Ressourcen aufgestellt hat.

Projektbeschreibung

Botanicals stellen häufig eine wichtige Einkommensquelle für lokale Gemeinschaften dar und können einen starken Anreiz für die Erhaltung natürlicher Lebensräume bieten. Für Unternehmen, die sich mit der Beschaffung von Agrarrohstoffen, einschließlich Nischenprodukten wie Botanicals, befassen, sind Risikobewertungen der Lieferkette ein wichtiger Bestandteil der Sorgfaltspflicht. Informationen über menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken im Anbau und der Verarbeitung von Botanicals sind jedoch aufgrund der oft kleinen Produktionsvolumen gering. Detaillierte Risikoanalysen in solchen Lieferketten sind daher oft komplex und zeitaufwändig. Allerdings können ohne dessen Grundlage keine Minderungs- oder Präventionsmaßnahmen getroffen werden.
 

UEBT und Mast Jägermeister SE haben gemeinsam ein siebenmonatiges Projekt durchgeführt, um die Menschenrechts- und Umweltrisiken in den Beschaffungsgebieten der von Jägermeister verwendeten pflanzlichen Inhaltsstoffe zu identifizieren und diese Risikobewertungen zu nutzen, um mögliche Folgeaktivitäten zur Risikominderung zu definieren. Um dies zu unterstützen, hat Jägermeister zusammen mit UEBT eine Risikodatenbank entwickelt, die Teil einer größeren Due-Diligence-Plattform ist, die UEBT eingerichtet hat. Die Datenbank enthält sowohl allgemeine Risiken des jeweiligen Landes als auch spezifische Risiken in Bezug auf den Anbau, die Wildsammlung und die lokale Verarbeitung von pflanzlichen Inhaltsstoffen wie Kräutern und Gewürzen.
 

Risikobewertungen wurden für achtzehn Jägermeister-Botanicals-Lieferketten aus elf Ländern durchgeführt. Dies bot die Gelegenheit, die Risikoinformationen zu diesen Pflanzen in eine führende Risikodatenbank für Pflanzen zu integrieren. Die Informationen können nun von einer Vielzahl von Unternehmen in den Bereichen Schönheitspflege, Lebensmittel und Getränke, natürliche Pharmazeutika sowie Kräuter und Gewürze abgerufen werden. Jägermeister nutzte auch die UEBT-Due-Diligence-Plattform und bewertete alle Lieferketten im Rahmen dieses Projekts. Damit liegen nun für 18 pflanzliche Inhaltsstoffe vollständige Risikoinformationen auf Lieferketten-, Länder- und Branchenebene vor. Auf der Grundlage dieses Projekts wird Jägermeister nun einen internen Prozess zur Sorgfaltsprüfung einrichten und Maßnahmen bei seinen Lieferanten ergreifen.
 

Menschenrechtliche Sorgfaltspflichten im Cashew Sektor

Rohstoff:
Cashew
 

Region:
Bouake, Côte d’Ivoire
 

Zielgruppe:
200 Arbeiter*innen und Kleinbauernhaushalte, darunter 300 Frauen und Mädchen
 

Fördersumme:
23.000 EUR
 

Projektzeitraum: 01.09.23-28.02.24
 

Partner:
Die Nutwork Handelsgesellschaft mbH ist einer der führenden Anbieter von Nüssen und Trockenfrüchten für den Lebensmitteleinzelhandel und Discounter in Deutschland und Europa. Nitidæ, eine Non-Profit-Organisation, entwirft und verwaltet Projekte, die die Umwelt schützen und gleichzeitig einen Beitrag zur lokalen Wirtschaft in ländlichen Gebieten leisten. 

Projektbeschreibung

In Côte d'Ivoire sind zahlreiche Familien, die Cashew-Bäume anbauen, nicht ausreichend über ihre Arbeits- und Sozialrechte sowie über die Sorgfaltspflichten von Unternehmen informiert. Daher konzentriert sich die Partnerschaft zwischen der Nutwork Handelsgesellschaft mbH und Nitidæ auf die Schulung von Haushalten von Kleinbäuer*innen und Arbeiter*innen zu beiden Aspekten. Dadurch werden sie in die Lage versetzt, sich auf ihre Menschenrechte zu berufen und sich künftig für die Einhaltung von Sorgfaltspflichten einzusetzen. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf dem Aufbau und der Ausrüstung einer Cashew-Kooperative. Zu dieser Kooperative soll eine Vereinigung von Erntehelferinnen gehören, die die Beteiligung von Frauen und Mädchen fördern soll. Zu diesem Zweck sollen Frauen geschult werden, insbesondere im Management von Verbänden. Ein weiteres Ziel ist die Sicherstellung einer offiziellen Repräsentation der Frauenvereinigung innerhalb der Kooperative. Den Mitgliedern der Cashew-Kooperative werden Schulungen angeboten, um sie für menschenrechtliche Sorgfaltspflichten und die Gleichberechtigung von Frauen zu sensibilisieren.
 

Die Sanierung von Lagerhäusern soll die Lagerbedingungen der Nüsse optimieren und dadurch deren Qualität erhalten. Diese Lagerhäuser dienen auch als Treffpunkt für die Mitglieder der Kooperative und werden auch ein Büro für die Verwaltung enthalten. Gleichzeitig soll die Installation eines handbetriebenen Wasserbrunnens vor allem Frauen und Mädchen entlasten, die oft weite Wege zurücklegen müssen, um die notwendige Wasserversorgung sicherzustellen. Darüber hinaus zielt ein kürzlich initiiertes Schulkreditprogramm darauf ab, das Risiko von Kinderarbeit in der Cashew-Produktion zu mindern. Das Programm sieht vor, dass die Haushalte das Schuldarlehen mit den Einnahmen aus der Ernte 2024 zurückzahlen.