Virtual Reality-basierte Trainings zu nachhaltigem Baumwollanbau in Kamerun und Burkina Faso

VR-basierte Trainings im Bereich der Landwirtschaft sind ein innovativer Ansatz, den die GIZ zusammen mit dem International Cotton Advisory Committee (ICAC) in Kamerun und Burkina Faso pilotiert hat. Dabei finden sich Lernende mithilfe von VR-Videos, die über VR-Brillen abgespielt werden, in einem virtuellen Baumwollfeld wieder und sehen Pflanzen, Nützlinge und Schädlinge täuschend echt vor Augen. Im Vergleich zu traditionellen Schulungsmethoden sind VR-Trainingsvideos daher intensiver und gehen mit einem nachhaltigeren Lerneffekt einher. 

Saskia Widenhorn war seitens der GIZ maßgeblich in die Projektentwicklung und -umsetzung eingebunden und teils auch in Kamerun vor Ort. Zu den Vorteilen von VR-basierten Trainings sagt sie:

Saskia Widenhorn, GIZ

Zu den Vorteilen von VR-Trainings zählt Widenhorn außerdem, dass Schulungen auch in entlegenen, ländlichen Regionen unkompliziert durchgeführt werden können und dass keine Lese- und/oder Schriftkenntnisse dafür nötig sind.

Die Videoaufnahmen für das Lehrmaterial wurden vom ICAC auf Baumwollfeldern in Indien zu verschiedenen Jahreszeiten aufgenommen, um die Pflanzen in verschiedenen Wachstumsphasen abzubilden und so eine ganzheitliche Lernerfahrung sicherzustellen. Dies macht zwar die Produktion komplex und kostenintensiver, es entstehen aber auch qualitativ sehr hochwertige Lehrvideos. 

Inhaltlich geht es bei den Trainings darum, einen nachhaltigeren Baumwollanbau zu fördern. Dabei liegt der Fokus auf Schädlingsbekämpfung: „Es geht um integrierte Schädlingsbekämpfung. Dabei ist das Ziel, mit weniger Einsatz von Betriebsmitteln den Ertrag halten bzw. steigern zu können“, so Saskia Widenhorn. Teilnehmer*innen lernen daher zum Beispiel, wie man Schädlinge auf natürliche Weise bekämpfen kann. Widenhorn erklärt in diesem Kontext, dass ein übermäßiger Einsatz von chemischen Betriebsmitteln nicht nur schlecht für die Gesundheit der Menschen, die Fruchtbarkeit der Böden und das Klima insgesamt sind, sondern sie sind auch teurer als natürliche Mittel. Über detaillierte Großaufnahmen lehren die VR-Trainings daher auch die Unterscheidung von Schädlingen und Nützlingen.

Generell verfolgt das Projekt einen „Training of trainers“ -Ansatz: Zunächst wurden Multiplikator*innen in der Nutzung der VR-Trainings geschult, die ihr Wissen nun an die Baumwollbäuerinnen und -bauern im Land weitergeben sollen. Außerdem hat das ICAC die mit der GIZ entwickelten VR-Trainings in sein Standardprogramm aufgenommen, dafür in mehrere, auch lokale Sprachen übersetzt und in weiteren Ländern ausgerollt. Konkret wurden so bereits 285 Bauern und Bäuerinnen in insgesamt fünf Ländern – Sambia, Indien, Côte d’Ivoire, Kenia und Ägypten – trainiert.
Der weitere Projektverlauf in Kamerun und Burkina Faso wird nun durch die Partnerorganisationen gewährleistet, auch wenn die GIZ weiterhin Ansprechpartnerin bleibt und das Projekt mitverfolgt. Für eine reibungslose Fortführung des Projekts seien dabei klare Rollenverteilungen sowie Schulungen zur fachgemäßen Wartung der Brillen erforderlich, so Widenhorn. 

Die Integration von VR-Technologie in der landwirtschaftlichen Schulung ist ein innovativer Schritt, um das Lernerlebnis für Bäuerinnen und Bauern zu verbessern. Trotz der vergleichsweise hohen Kosten für die Entwicklung der Lerninhalte und für die Bereitstellung der Brillen bieten die VR-basierten Trainings viele Vorteile und versprechen hohe Lernerfolge. Zudem besteht die Möglichkeit, weitere, weniger kostenintensive Lerninhalte zu entwickeln, die dann auf die Brillen überspielt werden können. Trainings mit VR-Brillen könnten so auch künftig zusätzlich zu klassischen Trainingsmethoden vermehrt eingesetzt werden. 
 

Zusätzliche Informationen finden Sie auch auf der Seite der GIZ Virtuell säen, real ernten – giz.de.

Dieses Projekt wird vom Globalvorhaben Nachhaltigkeit und Wertschöpfung in Agrarlieferketten ausgeführt.