• Ankündigung
27. September 2022

Im Rahmen einer Hochschulkooperation ist die Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten (INA) mit Studierenden nach Ghana gereist. Besuche bei Unternehmen, ein Workshop an der University of Ghana und der Austausch mit der GIZ standen auf dem Programm. 

Ein Artikel von Vera Heyes-Johannsen

Der Bus rumpelt über eine Straße aus roter Erde und kommt vor einem neuen Fabrikgebäude zum Stehen. Zehn Studierende steigen aus und sind gespannt, was sie an diesem Tag erwartet. Es ist einer von acht Tagen, den Sie mit der INA in Ghana verbringen. Heute steht der Besuch der Schokoladenfabrik von FairAfric auf dem Programm. Von der Kakaobohne bis zur verpackten Tafel wickelt das Unternehmen die ganze Schokoladenproduktion im Herkunftsland ab und liefert erst dann nach Europa. So bleiben Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Ursprungsland. Ein Geschäftsmodell, das die BWL- und Logistik-Studierenden mit großem Interesse betrachten. Nach Informationen über das Unternehmen und einer Besichtigung der Produktion geht es am Nachmittag zum Ursprung der Kakaobohnen: Ausgestattet mit Gummistiefeln und Regenjacken führt sie ein fünfzehnminütiger Fußmarsch durch den tropischen Wald zu einer Kakaofarm. Hier dürfen alle mit Machete und Messer Kakaoschoten ernten, öffnen und die von hellem Fruchtfleisch umhüllten Kakaobohnen auf Bananenblätter legen – der erste Schritt auf dem Weg zur Schokolade. Für viele der Studierenden ist dieser Tag eines der Highlights der Reise und zugleich ein Einblick in die harte Arbeit, die Kleinbauernfamilien am Anfang von Agrarlieferketten leisten. 

„Man kann uns in Deutschland den ganzen Tag lang in der Uni Statistiken lehren, aber es wird nie die gleiche Wirkung haben wie das eigene Erleben!“

- Auszug aus dem Feedbackbogen einer Studentin

UNTERNEHMENSBESUCHE UND ENTREPRENEUR-GEIST

Auch die weiteren Besuche bei Unternehmen hinterlassen prägende Eindrücke: Mit HPW Fresh & Dry Ltd. lernt die Gruppe die größte Produzentin für natürlich getrocknete Mango, Ananas und Kokosnuss in Afrika kennen. Die Firma verarbeitet über 20.000 Tonnen Frischfrüchte, exportiert 2.000 Tonnen Trockenfrüchte und beschäftigt 1.000 Mitarbeitende. Das Kontrastprogramm folgt beim Unternehmen Yvaya Farm: Das Start-up produziert Trockenfrüchte, in einem kleinen Haus und mit großen Ambitionen für die Zukunft Ghanas. Es sieht sich als ein dynamisches, von Jugendlichen und Frauen geführtes Unternehmen und steht für eine klimafreundliche Agrarverarbeitung, die nachhaltige Arbeitsplätze schafft, das Einkommen erhöht und die Umwelt schützt. Seine Gründerin Yvette Tetteh zählt zu den ‚Lionesses of Africa‘ und zu den Finalistinnen der GoGettaz Agripreneur Prize Competition. Eine weitere Gründerin beeindruckt die Studierenden: Catherine Krobo Edusei hat bereits vor gut 15 Jahren Eden Tree gegründet. Das Unternehmen vertreibt Frischgemüse, Obst und Kräuter in Ghana und sieht es als Aufgabe, gesunde Ernährungsgewohnheiten im Land zu fördern. 

AUSTAUSCH MIT GHANAISCHEN STUDIERENDEN

Den weitläufigen grünen Campus der University of Ghana besucht die Gruppe. Unter der Leitung von Dr. Collins Asante-Addo diskutieren ghanaische Landwirtschaftsstudierende und die INA-Gruppe. Die Präsentationen bringen Chancen und Herausforderungen ländlicher Entwicklung und globaler Agrarlieferketten auf den Punkt. Besonders die Frage nach einer gedanklichen Reise in die Vergangenheit und Zukunft wird intensiv diskutiert: Welchen Einfluss hatte die Industrialisierung? Welche Chancen bieten Innovationen und erneuerbare Energien? Wie kann freier Handel in einer globalen Gemeinschaft funktionieren? sind einige der Gesprächsthemen. Ein gemeinsames Abendessen schließt den Tag ab. Ein Student schreibt später:

"Abschließend kann ich sagen, dass die Zukunft eines Landes immer auf den Schultern seiner zukünftigen Generationen liegt, und wenn der Austausch verschiedener Ideen mit den Menschen in Ghana über Agrarlieferketten ein Anfang ist, dann würde ich sagen, dass Ghana und Afrika mich wiedersehen werden."

LANDESKUNDE MIT FUFU UND JOLLOF RICE

Statt Landeskunde mit starren Daten und Fakten vorgetragen zu bekommen, besuchten die Studierenden ghanaische Familien. Gemeinsam wurden die landestypischen Gerichte Fufu und Jollof Rice zubereitet und beim Essen über Politik, Religion, Schulbildung, Familienleben und Alltagsgewohnheiten der jeweiligen Heimatländer gesprochen. Eine Stadtrundfahrt durch Accra mit Stationen zu Kolonialismus und Unabhängigkeit sowie ein informativer Spaziergang durch das Stadtviertel Old Jamestown rundeten das Programm ab. Nicht zuletzt bot ein Besuch im Landesbüro der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH gute Einblicke in die Aufgaben und Herausforderungen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Komponentenleiter Stefan Pletziger stellte in lockerem Vortrag dar, wie durch Landwirtschaft nachhaltige Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden können. 

“Die Woche hat mich sehr bestärkt, auch in meiner Masterthesis sowie in meiner Karriere das Thema Nachhaltigkeit in Agrarlieferketten zu verfolgen.“

SENSIBILISIERUNG FÜR NACHHALTIGE AGRARLIEFERKETTEN

Durch solches und ähnliches Feedback sieht die INA das Ziel der Kooperation erreicht: Die internationale Gruppe der Studierenden von Cologne Business School, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und Kühne Logistics University sind Entscheidungsträgerinnen und -träger von morgen. Sie für Nachhaltigkeit in globalen Lieferketten zu sensibilisieren und Ihnen Denkansätze für die Umsetzung in ihrem späteren Berufsalltag mitzugeben, wurde durch die inspirierende Reise erreicht. 

©GIZ/Heyes-Johannsen I Gruppenbild vor dem GIZ Landesbüro
©GIZ/Heyes-Johannsen I Gruppenbild auf dem Black Star Square
©GIZ/Heyes-Johannsen I Auf der Kakaofarm bei FairAfric
©GIZ/Heyes-Johannsen I Gruppenbild mit Mitarbeitenden von Yvaya Farms
©GIZ/Heyes-Johannsen I Gruppenarbeit an der University of Ghana
©GIZ/Heyes-Johannsen I Gruppenbild mit Studierenden der University of Ghana