• Ankündigung
27. Oktober 2022

Ein Artikel von Juliane Gallersdorfer und Lukas Harth

Über 1 Million Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und 760 Produzentinnen- und Produzentenorganisationen seit Oktober 2020 haben von der Einzelmaßnahme COVID19-Soforthilfe für den Fairen Handel profitiert. Nun folgt die Einzelmaßnahme Ernährungskrise-Soforthilfe als Reaktion auf die aktuelle Ernährungskrise in Folge des Kriegs gegen die Ukraine. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist erneut mit der Anfrage an die GIZ herangetreten, die erfolgreich etablierten Partnerstrukturen zur Umsetzung der Ernährungskrise-Soforthilfe zu nutzen.

COVID19 Soforthilfe für den Fairen Handel

Als Reaktion auf die sozio-ökonomische Notlage, mit der sich Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowie Produzentinnen- und Produzentenorganisationen in Ländern des Globalen Südens durch die schwer belasteten Agrarmärkte im Zuge der COVID-19 Pandemie konfrontiert sahen, beauftragte das BMZ die GIZ mit der Durchführung der COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel. Ausgestattet mit einem Budget von 19,5 Mio. € wurde die Soforthilfe über einen durch die Sonderinitiative „EINEWELT ohne Hunger“ (SEWOH) finanzierten Fonds zur Förderung von Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (i4Ag) finanziert und über die Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten (INA) umgesetzt. Ziel war in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern, darunter auch das Forum Fairer Handel e.V. (FFH), die entstandene Notlage der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern vor Ort und deren Produzentinnen- und Produzentenorganisationen (Bauernkooperativen, Verarbeitungsbetriebe, Exportunternehmen etc.) schnell und effektiv zu lindern.

Die Zusammenarbeit mit dem FFH ermöglichte es in kurzer Zeit, die Notlage in einer Vielzahl an Produktionsländern zu entschärfen. Über einen Fonds für die Partnerorganisationen des FFH konnten zahlreiche Produzentinnen- und Produzentenorganisationen direkt adressiert werden. Als Soforthilfemaßnahmen wurden unter anderem Artikel für Gesundheitsschutz und Hygiene wie Masken und Desinfektionsmittel oder Lebensmittelpakete verteilt. Darüber hinaus reichten die Resilienz-Maßnahmen vom Bau von Gewächshäusern in Honduras über agrartechnische Schulungen bis zum Kauf einer Maschine zum Mahlen von Zimt in Sri Lanka.

Dank der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem FFH konnten seit Beginn der Laufzeit im Oktober 2020 73 Produzentinnen- und Produzentenorganisationen gefördert werden und ca. 50.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in 16 Ländern in Lateinamerika, Asien und Afrika von der COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel profitieren.

Ernährungskrise-Soforthilfe

Zu den fortwährenden Auswirkungen der Pandemie und der stetigen Herausforderung der Klimakrise, die die Landwirtschaft im Globalen Süden spürbar und deutlich belastet und gefährdet, kommen nun noch die Auswirkungen der russischen Invasion in die Ukraine hinzu. Steigende Preise für Lebensmittel, Energie und Düngemittel ebenso wie Probleme in Logistik und Zugang zu Absatzmärkten drohen weltweit Fortschritte in Richtung Resilienz wie auch die Lebensgrundlage vieler kleinbäuerlichen Strukturen im Globalen Süden zunichtezumachen. Daher hat das BMZ die Ernährungskrise-Soforthilfe ins Leben gerufen und die GIZ mit der Umsetzung beauftragt. i4Ag ist eins von vier beauftragten GIZ-Vorhaben, das mit neun weiteren Vorhaben kooperiert und vom BMZ mit 16,4 Mio. Euro Sonderbarmitteln beauftragt wurde. Als Teil dieser Projektpartnerschaft erhielt die INA ein Budget von 7 Mio. Euro für die Umsetzung. Die vergangenen wie auch die aktuellen Krisen haben deutlich gemacht, wie wichtig es für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern global ist, eine umfassende Widerstandsfähigkeit gegen die Auswirkungen externer Schocks aufzubauen.

Die GIZ und das FFH unterstützen nun erneut in bewährter Partnerschaft die Handelspartner der FFH-Mitglieder mit einem eigenen Fonds dabei, die aktuellen Krisen zu bestehen. Ende September hat die Steuerungseinheit des Fonds für die Produzentenpartner des FFH 33 Anträge der Produzentenpartner angenommen. Im Fokus sind hierbei noch stärker der Aufbau von Resilienz für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern des Globalen Südens im Angesicht zukünftiger Krisen. Die Anträge enthalten unter anderem Maßnahmen wie den Aufbau von Solaranlagen oder die eigene Herstellung von Dünger. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern unabhängiger von globalen Energie- und Düngemittelpreisen zu machen und sie somit für zukünftige Krisen fit zu machen.

Die Projekte der Produzentenpartner werden derzeit in Zusammenarbeit mit den GIZ -Landesbüros in die Wege geleitet und werden bis August 2023 laufen. Das Team der Ernährungskrise-Soforthilfe innerhalb der INA erhofft sich ähnlich erfreuliche Ergebnisse wie durch die COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel und eine Stärkung des Fairen Handels, um zukünftige Herausforderungen und Krisen zu meistern.