Auf einen Blick:

  • Die GIZ wurde vom BMZ beauftragt, die COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel in mehr als 30 Ländern des globalen Südens durchzuführen. Dafür stellte das BMZ insgesamt 19,5 Mio. Euro bereit. 
  • Zwischen Oktober 2020 und Dezember 2023 wurde die COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel in insgesamt 37 Ländern weltweit umgesetzt. 
  • Die Umsetzung der Initiative erfolgte in Zusammenarbeit mit Fairtrade (Deutschland und International), dem Forum Fairer Handel e.V. (Forum Fairer Handel) und der Deutschen Welthungerhilfe e.V. (Welthungerhilfe). 
  • Das Ziel bestand darin, die durch die COVID-19 Pandemie entstandene Notlage der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern mit direkten und schnellen Hilfsmaßnahmen zu lindern und die Ausbreitung des Virus einzudämmen. 
  • Des Weiteren wurde durch die Übernahme von Betriebskosten und die Durchführung von verschiedenen Schulungen die Geschäftstätigkeit der Produzent*innen und ihrer Organisationen sichergestellt. 

Das Wichtigste in Kürze:

Die COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel hat eine Laufzeit von Oktober 2020 bis Juli 2024. Die letzten Umsetzungsaktivitäten wurden im Dezember 2023 abgeschlossen. Insgesamt wurden 781 Produzent*innenorganisationen mit 1.281.737 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern erreicht, darunter 463.042 Frauen.  

Die Initiative verfolgte die folgenden Kernziele: 

1. Soforthilfe zur Linderung der COVID-19 bedingten sozio-ökonomischen Notlage 

2. Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung der weiteren Verbreitung von COVID-19 

3. Maßnahmen zur Sicherstellung der Geschäftskontinuität und Resilienz der Produzent*innenorganisationen 

Die COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel gliederte sich in drei Stränge:

  • den Fonds für die Produzentenpartner des Forum Fairer Handel 
  • den Fond für die Produzentenpartner von Fairtrade International 
  • die Förderung von Wertschöpfungsketten mit der Welthungerhilfe 

Die etablierte Umsetzungsstruktur mit zivilgesellschaftlichen Projektpartnern im Rahmen der COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel wurde auch für die Einzelmaßnahme Ernährungskrise-Soforthilfe aufgegriffen. Durch diese Komplementarität kann zu einer längerfristigen Verankerung und Wirkung vor Ort beigetragen werden. Mehr Informationen zur Ernährungskrise-Soforthilfe finden Sie hier

Der Kaffee als Lebensgrundlage 

Im westlichen Hinterland Kenias, nicht weit entfernt vom Ufer des Lake Victoria, liegt das kleine Dorf Setek. Wie in vielen anderen Dörfern dieser Region, ist auch in Setek der Kaffee die Haupteinnahmequelle für die Bewohner*innen. Das dunkelbraune Kaffeepulver, wie man es in Europa ansprechend und luftdicht verpackt in jedem Supermarkt finden kann, beginnt hier in Setek als Kaffeekirsche am Strauch seine lange Reise in der Kaffeelieferkette. 

Doch nicht nur als reine Geldquelle hat der Anbau des Kaffees in Setek einen hohen Stellenwert. Vielmehr konnte er in den letzten Jahren zu Geschlechtergerechtigkeit beitragen. Unterstützt durch Workshops von Fairtrade International, gründeten die einheimischen Frauen die Initiative „Women in Coffee“, deren Ziel es ist, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Frauen im Kaffeeanbau zu verbessern. Nach langer Zeit konnte es auch ihnen ermöglicht werden, eigene Pflanzen zu besitzen und sich am Ertrag zu beteiligen. Damit einher gingen Selbstständigkeit und Mitspracherecht.  

Gerade als man sich auf einem guten Weg in Richtung Gleichberechtigung befand, machte die COVID-19 Pandemie einen gewohnten Arbeitsablauf nahezu unmöglich. In Setek mussten die Märkte geschlossen, die Weiterverarbeitung der Kaffeekirschen begrenzt, und dadurch ein Teil der Ernte zwangsläufig vernichtet werden. Die Initiative für den Fairen Handel unterstützte Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in mehr als 30 Ländern des globalen Südens, die unmittelbar durch die Produktion von Agrarrohstoffen in Lieferketten des Fairen Handels eingebunden sind und durch die Pandemie von teilweise erheblichen Einnahmeausfällen betroffen waren.  

Insgesamt gefährdete die COVID-19 Pandemie also nicht nur die Gesundheit der Menschen in Afrika, Lateinamerika und Asien – sie stellte auch die dortige Wirtschaft auf eine harte Probe. 

Filmische Eindrücke aus Kenia

Unser Partner Fairtrade International bietet exklusive Einblicke in die betroffenen Regionen. Hier zum Beispiel von Kaffeebäuerin Caroline aus Kenia. "Früher durften wir Frauen keinen Kaffee anbauen. Sie waren komplett von ihren Männern abhängig. Jetzt können sie ihr eigenes Geld investieren, indem sie ihren eigenen Kaffee verkaufen."

Was wurde insgesamt erreicht?

Mithilfe der COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel wurden 781 Produzent*innenorganisationen und 1.281.737 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in 37 Ländern erreicht. 

Über den Fonds für die Produzentenpartner des Forum Fairer Handel wurden 73 Förderanträge in 16 Ländern bedient. Über 2,5 Millionen Euro erreichten so die betroffenen Organisationen. Damit wurden rund 50.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern erreicht, davon mehr als 16.000 Frauen, deren Produktionssortiment von Mangos in Burkina Faso, über Gewürze und Tee in Indien bis hin zu Kaffee und Kakao in Peru reicht.  

Produzent*innen, die über den Fonds für die Produzentenpartner von Fairtrade International erreicht wurden, mussten eine Fairtrade-Zertifizierung vorweisen. Zur Umsetzung dieser Maßnahmen schloss die GIZ mit Fairtrade International einen Vertrag über 8,1 Millionen Euro. Damit konnten 683 Produzent*innenorganisationen und über 900.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, darunter mehr als 300.000 Frauen, erreicht werden. In Asien, Afrika und Lateinamerika wurden unter anderem Beschaffungen und Verteilungen von Artikeln für Hygiene und Gesundheitsschutz durchgeführt. 

Fairtrade International rief außerdem eine Dokumentarreihe ins Leben, die die direkten Auswirkungen der Pandemie auf die kleinbäuerlichen Gemeinden zeigt. Alle Episoden sind unter diesem Link im Netz zu sehen.

Auch die Welthungerhilfe war in insgesamt 3 Ländern durch Projekte und Förderungen beteiligt. Es konnten 25 Produzent*innenorganisationen und knapp 330.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern erreicht werden, darunter mehr als 140.000 Frauen.  

Durch zwei Zuschussverträge mit der Welthungerhilfe in Sierra Leone, die mehr als 3 Millionen Euro umfassten, konnte die GIZ zu einer positiven Entwicklung vor Ort beitragen. In beiden Projektphasen lag der Fokus auf der Förderung des Anbaus, der Verarbeitung und der Vermarktung von biologisch produziertem Kakao. So profitierten knapp 195.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern von den durchgeführten Maßnahmen, darunter etwa 86.000 Frauen.  

In Äthiopien förderte die Welthungerhilfe den Anbau und die lokale Weiterverarbeitung von Kaffee. Zum Erhalt der Kaffeewertschöpfungskette, während der COVID-19 Pandemie in der Region Jimma schloss die GIZ ebenfalls zwei aufeinanderfolgende Zuschussverträge mit der Welthungerhilfe über 2 Millionen Euro . Dadurch wurden rund 87.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern erreicht, darunter knapp 44.000 Frauen. Die relevanten Maßnahmen umfassten Schulungen zu Good Agricultural Practice (GAP) mit Schwerpunkt auf nachhaltiges Farmmanagement, Ertragssteigerung, Verarbeitung und Lagerung sowie Maßnahmen zur Verbesserung und Erweiterung der WASH-Systeme (Water, Sanitation and Hygiene) in den Dörfern der Projektregion. 

Seit Dezember 2021 implementierte die Welthungerhilfe außerdem ein Projekt zur Förderung der Kaffeewertschöpfungskette im Mahagi-Gebiet in der Demokratischen Republik Kongo. Dafür schloss die GIZ mit der Welthungerhilfe einen Zuschussvertrag über 1,8 Millionen Euro. Darüber wurden knapp 50.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, darunter fast 13.000 Frauen, unterstützt. Der Schwerpunkt des Projekts lag auf Capacity Building der lokalen Kaffeekooperative Kawa Maber. 

Die Beauftragung für dieses Projekt erfolgte über den SEWOH Fonds zur Förderung von Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (i4Ag) und wird durch die Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten durchgeführt.