• Ankündigung
15. Dezember 2022

Ein Artikel von Jasper Kremer

Kürzlich hat der WWF die Studie "Entwaldungs- und umwandlungsfreie Lieferketten: Herausforderungen und Lösungsansätze am Beispiel von brasilianischem Soja" vorgestellt, die durch das GIZ Globalvorhaben „Nachhaltigkeit und Wertschöpfung in Agrarlieferketten“ ermöglicht wurde. Anhand der Sojalieferkette identifiziert die Studie Handlungsfelder für entwaldungsfreie Lieferketten und zeigt konkrete Ansätze für Unternehmen, Politik und die Zivilgesellschaft auf.

Fast die Hälfte der Entwaldung, die von in die EU importierten Agrarprodukten ausgeht, entsteht durch den Sojaanbau. Brasilien ist hier besonders im Blickpunkt. So hat sich laut Studie die Sojaanbaufläche im Amazonasgebiet in den letzten 20 Jahren verzehnfacht und in der Cerrado-Savanne verdoppelt. Beide Ökosysteme sind von enormem Wert, sowohl für den Erhalt biologischer Vielfalt als auch im Kampf gegen den Klimawandel. Gleichzeitig steigt die weltweite Nachfrage nach Soja, welches zu 70 % als Futtermittel verwendet wird, seit Jahren kontinuierlich an. Eine wachsende Weltbevölkerung und steigende Einkommensniveaus werden auch in Zukunft die Nachfrage und somit den Druck auf südamerikanische Ökosysteme erhöhen.

Die WWF Studie zu Entwaldungsfreien Sojalieferketten
(WWF, 2022)
Die Sojastraße im Cerrado, Brasilien (WWF, 2022)
Abholzung in Brasilien (WWF, 2022)
Luftaufnahmen der Sojamonokultur im Cerrado, Brasilien (WWF, 2022)

Die WWF-Studie geht detailliert auf die Komplexität der Sojalieferketten zwischen Brasilien und der EU ein. Zudem werden aktuelle Entwicklungen und Dynamiken der Entwaldung in Brasilien thematisiert und die politischen Rahmenbedingungen in den Export- und Importländern aufgezeigt. Konkret werden sechs Handlungsfelder identifiziert, in denen die größten Herausforderungen liegen, um entwaldungs- und umwandlungsfreie Lieferketten zu realisieren:

       1. rechtliche Rahmenbedingungen in Anbauländern
       2. rechtliche Rahmenbedingungen in Importländern
       3. ökonomische Anreize für Landwirt*innen
       4. Verpflichtungen und Zielsetzungen von Akteuren entlang der Lieferkette
       5. Transparenz in der Lieferkette
       6. Unternehmensstrategien und Maßnahmen (z.B. Zertifizierungen und Standards)

In Kooperation mit dem WWF, setzt sich das GIZ Globalvorhaben „Nachhaltigkeit und Wertschöpfung in Agrarlieferketten“ für eine transparente und nachverfolgbare Sojalieferkette ein. Der Commodity Hub Brasilien des Globalvorhabens kooperiert eng mit der Regierung des Bundesstaates Maranhão und den verschiedensten Akteuren der Sojalieferkette, sodass hier eine Modellregion für den nachhaltigen Sojaanbau entsteht. Dafür muss jedoch auch auf Nachfrageseite in Europa die Bereitschaft für den Einkauf von nachhaltig produziertem Soja steigen. Unter anderem im Rahmen des Forums Nachhaltigere Eiweißfuttermittel (FONEI) wird daher mit Unternehmen des deutschen Einzelhandels über den Einkauf von nachhaltigem Soja und die Rückverfolgbarkeit von Importen diskutiert.

Zusammen mit RTRS (Round Table on Responsible Soy) organisiert der Commodity Hub Brasilien Multistakeholder-Dialoge in der MATOPIBA Region, die die Bundesstaaten Maranhão, Tocantins, Piauí und Bahia umfasst. Hierbei geht es um den Austausch zu Aktivitäten und Erfahrungen im Bereich des nachhaltigen Anbaus sowie in der nachgelagerten Wertschöpfung, mit dem gemeinsamen Ziel, verantwortungsvolles, unternehmerisches Handeln und mehr Nachhaltigkeit im Sojasektor zu fördern. Mit Inkrafttreten des Lieferkettengesetzes zum Anfang des neuen Jahres und der kommenden EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten ist ein Austausch entlang der gesamten Lieferketten von zunehmender Bedeutung und werden vom Globalvorhaben sowie der INA aktiv gefördert.