• Ankündigung
24. Juli 2023

Die „Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten“ (INA) hat eine umfassende Studie über Auswirkungen verschiedener Baumwollproduktionssysteme auf die Umwelt durchgeführt und veröffentlicht. Die Studie reagiert hierbei auf Informationsbedarf für Entscheidungsträger*innen und Käufer*innen, der von Expertengruppen des Bündnisses für Nachhaltige Textilien aufgezeigt wurde. Ergänzend zu bereits existierenden Studien konzentriert sich diese Studie auf tatsächliche Wirkungsdaten aus verschiedenen Baumwollanbaumethoden und ermöglicht so eine realistischere Bewertung ihrer Umweltauswirkungen. Die Ergebnisse betonen die Notwendigkeit von Datenerhebung und Datenaustausch zwischen den Akteuren der Branche, um ein robustes Überwachungsframework zu etablieren und somit die Verfügbarkeit guter und verlässlicher Nachhaltigkeitsdaten sicherzustellen.

“It was truly surprising to discover the vast number of LCAs (Life Cycle Assessments) and LCA-related studies that have been conducted in the field of cotton and textile production. However, it was equally striking that there have been only few endeavors to bring the results together. This paper presents a comprehensive Meta-Analysis of LCAs available for the cotton and textile industry, incorporating information and results from over 200 publications. By doing so, it facilitates a thorough comparison of LCA data from more than 80 different studies.”

Jens Soth

Senior Berater

HELVETAS Swiss Intercooperation

 

Die Studie beginnt mit der Darstellung der Anforderungen der maßgeblichen Anbausysteme und führt das Konzept der Lebenszyklusanalyse (LCA) ein. Sie gibt damit einen Überblick über die verschiedenen Standardsysteme, ihre Kennzeichnungen, Organisationen und aktuelle Produktionsmengen. Darüber hinaus werden die Standardsysteme mit landwirtschaftlichen Praktiken abgeglichen, die die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) identifizierte Risiken für agrarische Anbausysteme mindern sollen. Diese Praktiken umfassen unter anderem Maßnahmen zur Verbesserung der Bodengesundheit und Fruchtbarkeit, die Auswahl geeigneter Baumwollsorten basierend auf lokalen Bedingungen, einen kontrollierten Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie die Unterstützung der Biodiversität.

Interessanterweise zeigt die Studie, dass die Standards und Baumwollproduktionssysteme weitestgehend mit diesen empfohlenen Praktiken übereinstimmen, wobei die Hauptunterschiede den Umgang mit genetisch veränderten Organismen (GVO) betreffen.

Die Studie untersucht zudem die Einschränkungen des Konzepts der Lebenszyklusanalyse im landwirtschaftlichen Kontext, wie zum Beispiel Schwierigkeiten bei der Definition klarer Bewertungsgrenzen und die erhebliche Variation der Ein- und Ausgabewerte beim Baumwollanbau. Trotz dieser Herausforderungen betont die Studie die Bedeutung von LCAs als wichtiges Analyseinstrument zur Bewertung von Umweltauswirkungen.

Im zweiten Teil der Studie wurden anhand von über 80 Veröffentlichungen zum Thema Baumwolle und Textilien eine Sekundäranalyse und ein LCA-Vergleich durchgeführt. Nach Filterung der bewerteten Standardsysteme wurden 11 Studien im Detail ausgewertet. Die vergleichende Analyse ergab mehrere Schlüsselerkenntnisse.

So zeigen methodisch adäquat durchgeführte LCAs, dass Nachhaltigkeitsstandardsysteme, einschließlich Bio-Baumwolle, Better Cotton und Cotton made in Africa (CmiA), die Umweltauswirkungen der Baumwollproduktion im Vergleich zu konventionellen Methoden signifikant reduzieren. Tatsächlich ergab eine vergleichende LCA, dass Bio-Baumwolle innerhalb des untersuchten regionalen Kontexts die geringsten Umweltauswirkungen hat.

Die Studie zeigt, dass die überlegte und gut verwaltete Nutzung von Agrochemikalien ein Hauptgrund für die überlegene Umweltleistung nachhaltiger Baumwollsysteme ist. Hinsichtlich der Treibhausgasemissionen zeigen nachhaltige Baumwollsysteme durchweg niedrigere Werte, wobei Bio-Baumwolle den geringsten Einfluss hat. Die Bewertung des Wasserverbrauchs variiert jedoch erheblich, was auf die Notwendigkeit einer Diskussion über angemessene Wassermanagementpraktiken hinweist, die mit den örtlich verfügbaren Ressourcen in Einklang stehen.

In Bezug auf die Kategorie der Toxizität sind die verfügbaren Daten unvollständig, sodass keine abschließenden Bewertungen möglich sind. Dennoch legt die Studie nahe, dass CmiA und Better Cotton in dieser Kategorie aufgrund ihres maßvollen Einsatzes von Agrochemikalien besser abschneiden als konventionelle Baumwolle. Bio-Baumwolle, die den Einsatz von Agrochemikalien vollständig vermeidet, würde wahrscheinlich ein noch besseres Profil aufweisen, wenn die Kategorie der Toxizität vollständig berücksichtigt würde.

Basierend auf den Ergebnissen der Bewertung liefert die Studie wertvolle Empfehlungen für Akteure im Textil- und Baumwollsektor. Sie betont die Bedeutung der Unterstützung nachhaltiger Baumwolle als natürlicher Faser, unabhängig von den Unterschieden zwischen den bewerteten Standardsystemen. Eine einheitliche Nachfrage nach nachhaltiger Baumwolle seitens des Textilsektors kann einen erheblichen Einfluss haben.

Darüber hinaus ermutigt die Studie zur Zusammenarbeit und zum Datenaustausch zwischen den Akteuren der Branche, einschließlich der Bauern, um ein robustes Daten- und Überwachungsframework zu etablieren. Erst durch die Erhebung und Verfügbarmachung von soliden Daten zu den oben genannten Kategorien lassen sich Analysen zu den unterschiedlichen Umweltauswirkungen verschiedener Anbausysteme verlässlich fortschreiben.

Durch die Unterstützung nachhaltiger Baumwolle und die Förderung von Datenerhebungsmaßnahmen können die Beteiligten zu einer umweltbewussten und verantwortungsvollen Lieferkette beitragen.