• Ankündigung
16. Mai 2023

Ein Artikel von Lara Heinz

Zu Beginn des Kaffee-Nachhaltigkeitsdialogs am 4. – 05. Mai 2023 kommen die Teilnehmenden im Tagungswerk in Berlin, wie könnte es anders sein, bei einer Tasse Kaffee zusammen. Nach langer Zeit des digitalen Zusammenarbeitens reisen für den zweitägigen Austausch über 120 nationale und internationale Vertreterinnen und Vertreter der Kaffeebranche an, sodass es sich anfühlt wie ein großes Wiedersehen.

Die Veranstaltung eröffnet Sebastian Lesch vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der sich in seinen Begrüßungsworten ausdrücklich für die Teilnahme von Vertreterinnen und Vertretern der Kaffeeanbauländer bedankt. Neben großen sozialen und ökologischen Herausforderungen im Kaffeesektor weist er auf Fortschritte auf regulatorischer Ebene hin, wie die kürzlich verabschiedete EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Produkten (EUDR) sowie die kommende EU-Richtlinie zu Corporate Sustainability Due Diligence (CSDDD). Neben den gesetzlichen Regelungen brauche es aber auch ambitioniertere Ziele des Privatsektors. „Machen Sie ihr Engagement transparenter, messbarer und vergleichbarer“, appelliert Sebastian Lesch an die zahlreich vertretenen Unternehmen im Raum.

 

Kaffee-Nachhaltigkeitsdialog

Existenzsichernde Einkommen im Kaffeesektor - Zwischen Vision und Realität 

Anschließend steht das Thema existenzsichernde Einkommen und Löhne im Kaffeesektor auf der Agenda. Während die Diskussionen um dieses fundamentale Menschenrecht im Kakaosektor schon in vollem Gange sind, hat die Kaffeebranche hier deutlichen Nachholbedarf. Fragen an die Teilnehmenden des Panels (Händler, Röster, Produzierende und Politik) lauten: Welche Rolle spielt das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und das kommende EU-Lieferkettengesetz mit Blick auf das Ziel existenzsichernde Löhne und Einkommen zu realisieren? Was müsste sich noch ändern, um die Einkommenssituation der Kaffeeproduzentinnen und Kaffeeproduzenten zu verbessern? Einigkeit der Panelisten herrscht darüber, dass das Ziel nur durch Partnerschaften diverser Lieferkettenakteure erreicht werden kann und Lösungsansätze gemeinsam mit weiteren Herausforderungen der Branche wie dem Klimawandel gedacht werden müssen. Trotz der gemeinsamen Vision von existenzsichernden Einkommen im Kaffeesektor wurde jedoch deutlich, dass diese bisweilen selten Realität geworden sind.

Transparenz und Rückverfolgbarkeit (auch) in Hinblick auf Regulierung 

Nach einem vielversprechenden ersten Tag mit viel Zeit für Austausch und Netzwerken am Abend startet der zweite Tag des Nachhaltigkeitsdialogs mit einem neuen Themenblock zu Transparenz und Rückverfolgbarkeit im Kaffeesektor. Insbesondere vor dem Hintergrund aktueller deutscher und europäischer Regulierungen steigt die Notwendigkeit von digitalen Lösungen zur Rückverfolgbarkeit eines Produktes, um Auswirkungen des Klimawandels, Menschenrechtsverletzungen oder Umweltverschmutzung in der Lieferkette zu verfolgen. In Form von Marktständen, die alle Teilnehmenden nacheinander besuchen können, stellen neun Teams ihre Ansätze für mehr Transparenz in der Kaffeelieferkette vor. Aus diesen Vorstellungen entwickeln sich rasch Diskussionen über die Weiterentwicklung der Tools und ihr Nutzen bei der Erfüllung regulatorischer Pflichten.

Klimakrise im Kaffeesektor – Mitverursacher und/oder Betroffener? 

Kaffee, Klima und Katastrophen – am Nachmittag des zweiten Tages beschäftigen sich die Teilnehmenden mit der Zukunft des Kaffees in Zeiten des Klimawandels. Als Folge des Klimawandels werden die Anbauflächen für Kaffee stark zurückgehen. Auf höhere kühlere Regionen auszuweichen ist für Kaffeebäuerinnen und Kaffeebauern nicht so einfach möglich und auch andere Auswirkungen sind schon jetzt spürbar. Fest steht: Die Kaffeeproduktion muss sich an veränderte klimatische Bedingungen anpassen und gleichzeitig schauen, wo und wie Treibhausgasemissionen entlang der Kaffeelieferkette reduziert werden können. Auf dem Panel gibt es eine lebhafte Diskussion über zu niedrige Kaffeepreise, die Rolle und Verantwortung der einzelnen Lieferkettenakteure bei Umsetzung, Finanzierung und Skalierbarkeit der Anpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen und über Wissensinseln, die bislang nicht zusammengeführt werden.

Der Kaffee-Nachhaltigkeitsdialog macht deutlich, dass der Handlungsdruck mit Blick auf steigende Produktionskosten, Preisschwankungen und den Folgen des Klimawandels nicht größer sein könnte. Umso mehr schätzen die Teilnehmenden die Möglichkeit zum Austausch. Nie war mehr Aufbruch notwendig.

 

Auf die Ohren, fertig, los

Im Rahmen dieses Kaffee-Nachhaltigkeitsdialogs haben sich die Hosts des Podcast „Vom Feld ins Regal“ mit Teilnehmenden über die Auswirkungen der Klimakrise auf den Kaffeeanbau unterhalten. Dabei rausgekommen ist eine unterhaltsame Podcast-Folge mit interessanten Infos, Gesangseinlagen und einer Quizfrage. Reinhören lohnt sich!
Folge 78 - Kaffee, Klima und Katastrophen – Wie der Klimawandel unseren geliebten Wachmacher gefährdet - Vom Feld ins Regal - Podcast (podigee.io)

 

Zum Nachlesen

Hier finden Sie zu jedem der drei Themenschwerpunkte ein Dokument mit relevanten Informationen, Präsentationen sowie nützliche weiterführende Links finden.

Existenzsichernde Einkommen im Kaffeesektor - Zwischen Vision und Realität

Transparenz und Rückverfolgbarkeit (auch) in Hinblick auf Regulierung

Klimakrise im Kaffeesektor – Mitverursacher und/oder Betroffener?