Seit 2020 arbeitet die INA in Ruanda an der Digitalisierung der Lieferkette eines Spezialitätenkaffees, der allein von ruandischen Frauen angebaut wird. Die Frauen produzieren ihren Kaffee schon länger für den deutschen Markt. Dennoch wissen Konsument*innen in Deutschland nur wenig über die Herkunft und Entstehung ihres täglichen Heißgetränks. Die globalen Lieferketten sind meist intransparent, und das Endprodukt im Supermarkt verrät der Konsument*in nur wenig über die sozialen, ökonomischen und ökologischen Bedingungen im Anbauland. Das möchte die INA mithilfe einer sogenannten „Blockchain“ ändern. Für die Implementierung vor Ort hat die INA mit der International Women’s Coffee Alliance, Rwanda Chapter, kooperiert. 

Um Transparenz entlang der gesamten Lieferkette sicherzustellen, hat das INA-Projekt eine übertragbare, quelloffene Blockchain-basierte Rückverfolgbarkeitslösung entwickelt, die den Weg der Kaffeekirsche vom Anbau bis zum fertigen Produkt dokumentiert. Wie die Lieferkette im Detail aussieht, etwa welche Preise gezahlt werden und welche Akteure involviert sind, werden zu diesem Zweck digital gespeichert und sind über einen QR-Code beim Kauf im Supermarkt abrufbar. So können einerseits Unternehmen Missstände und mögliche Stellschrauben erkennen und so ihren Sorgfaltspflichten nachgehen. Andererseits erhalten die Verbraucher*innen auf dem deutschen Markt wichtige Informationen für einen nachhaltigen Einkauf.

© GIZ / Denyse K. Uwera
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Kaffee aus Ruanda

Kaffee zählt zu den wichtigsten Exportgütern Ruandas und wird in großen Mengen nach Deutschland verkauft. Jedoch ist der Kaffeepreis auf dem Weltmarkt dauerhaft niedrig und unterliegt großen Schwankungen. Geringe Erträge, hohe Produktionskosten und zu niedrige Preise führen dazu, dass kleinbäuerliche Familien vom Kaffeeanbau kaum leben können. Frauen sind hiervon besonders betroffen. So leisten sie die Hauptarbeit im Kaffeeanbau und leiden gleichzeitig unter fehlenden Mitbestimmungsrechten.

Das INA-Projekt befindet sich in den Vulkanbergen Ruandas. Ein großer Teil der ländlichen Bevölkerung lebt von der Produktion des Arabica-Hochlandkaffees. Sechs Kaffee-Kooperativen haben sich zur Rwanda Smallholder Specialty Coffee Company (RWASHOSCCO) zusammengeschlossen, die selbstbestimmt für die Röstung und Vermarktung des Kaffees sorgt. Zwei der Kooperativen von RWASHOSCCO, Musasa und Koakaka, sind reine Frauenkooperativen.

© GIZ / Denyse K. Uwera
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Transparenz in Lieferketten? Digitale Technologien machen es möglich

Im Auftrag des BMZ entwickelt das Sektorvorhaben Programm Nachhaltige Agrarlieferketten und Standards (NAS) in Kooperation mit einem Technologieunternehmen in Ruanda ein digital gestütztes Rückverfolgbarkeitssystem. Auf einer Blockchain, einer dezentralen und fälschungssicheren Datenbank, werden die wichtigsten Daten der Kaffeelieferkette gespeichert.

Jede Kaffeebäuerin erhält eine digitale ID mit Angaben zu dem Produktionsort des Kaffees. So können alle Kaffeekonsument*innen direkt sehen, woher der Kaffee stammt. Mithilfe der digitalen ID werden auf der Blockchain darüber hinaus weitere Angaben, wie die Menge, Verkaufsdatum und Kaufpreis, gesammelt. Jede weitere Transaktion entlang der Lieferkette, beispielsweise wann und wo die Kaffeekirschen geröstet werden, wird ebenfalls im System registriert und dokumentiert. So können alle Beteiligten an der Lieferkette relevante Informationen zu Herkunft, Qualität, Produktionsprozessen, Zertifikaten und den bezahlten Preisen einsehen und veröffentlichen. Der Endverbraucher kann wiederum im Supermarkt diese Informationen über den QR-Code auf der Produktverpackung auf seinem Smartphone einsehen.

 

Das INA-Projekt in Ruanda hat Pilotcharakter und demonstriert die Anwendbarkeit, indem die Technologie mit einer existierenden Lieferkette umgesetzt wird. Die Blockchain-Lösung ist im Sinne der Principles for Digital Development frei verfügbar und replizierbar. So kann das Projekt beliebig auf andere Agrarlieferketten übertragen werden und im ruandischen Kaffeesektor erweitert werden.

 

Das System ist toll. Es hilft uns dabei relevante Informationen über den Kaffee einzuholen und erleichtert unseren Arbeitsalltag.“

© GIZ / Denyse K. Uwera
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Blockchain goes Angelique’s Finest: Bedeutung und Projektziel für die ruandischen Kaffeebäuerinnen und -bauern

Ein wesentlicher Bestandteil von nachhaltigen Lieferketten ist die faire Entlohnung von meist kleinbäuerlichen Betrieben am Anfang der Lieferkette. Ziel des INA-Projekts ist es, die Produzentinnen fair und als gleichberechtigten Partner an der Wertschöpfung zu beteiligen.

Dadurch dass der Kaffee rückverfolgbar ist, steigt das Marktpotenzial und somit der Wert des Produkts erheblich. Das führt dann wiederum zu der Steigerung des Einkommens der Kaffeebäuerinnen. Gleichzeitig schafft die digitale Lösung eine Grundlage für weitere Dienstleistungen, wie beispielweise Finanzprodukte, die den kleinbäuerlichen Familien zugutekommen. So erhöht das Projekt nicht nur die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen, sondern stärkt gleichermaßen ihre Entscheidungsmacht.

Die voranschreitende Digitalisierung führt zu Chancenungleichheit und Benachteiligung bestimmter Bevölkerungsgruppen wie aber auch Frauen. Diese scheitern an den einfachen Grundvoraussetzungen wie der Besitz von technischen Geräten und das Wissen und Erfahrung in der Anwendung neuer Technologien. Um auch hier entgegenzuwirken, bezieht das INA-Projekt die Kaffeebäuerinnen und -bauern direkt mit in die digitale Transformation ein. Gemäß dem Prinzip „Design with the User” arbeitet das INA-Projekt eng mit den Kaffeebäuerinnen vor Ort und der Kooperative RWASHOSCCO zusammen.

© GIZ / Denyse K. Uwera
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Die Blockchain ist entwickelt – wie geht es nun weiter?

Eine zweite Phase mit dem Ziel der Skalierung sowie Erweiterung durch weitere Themen wie zum Beispiel Integration weiterer digitaler Dienstleistungen, insbesondere E-Commerce und Bezahlsystemen ist vorgesehen. Haben Sie, Ihre Organisation oder Ihr Unternehmen Interesse daran Teil des Ruanda-Projekts zu sein? Oder haben Sie Interesse daran, für Ihre Agrarlieferkette eine digitale Lösung zu Rückverfolgbarkeit zu implementieren? Dann melden Sie sich gerne bei uns! Die INA freut sich über weitere Mitstreitende.

© GIZ / Denyse K. Uwera
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ANGELIQUE’S FINEST als Spezialitätenkaffee

Möchten Sie den Kaffee selbst probieren? Unter dem Produktnamen Angelique’s Finest vermarket die Kaffeekooperative GmbH RWASHOSCCOs Kaffee. In Kürze finden Sie auf der Verpackung auch den QR-Code. Kaufen kann man ihn online bei der Kaffeekooperative und im dm-online-Shop.

Weitere Informationen finden Sie auf den Websites von RWASHOSCCO und der Kaffeekooperative.