Für eine Förderung durch den INA Due Diligence Fund (DDF) wurden aus zwei Runden insgesamt 13 erfolgversprechende Projekte ausgewählt, die von einem oder mehreren privatwirtschaftlichen Akteuren in Kooperation mit gemeinnützigen Partnern umgesetzt werden. Über die derzeit geförderten Projekte kann hier genauer nachgelesen werden.

Runde 1

Die Rückverfolgbarkeit von Rohbaumwolle und Baumwollballen in Pakistan stärken

Rohstoff:
Baumwolle
 

Region:
Punjab und Sindh, Pakistan
 

Zielgruppe:
495.000 Baumwollbäuerinnen und -bauern, 10 lokale Handelsvertreter*innen, 40 Zwischenhändler*innen, 20 Arbeiter*innen in Entkörnungsbetrieben, alle Makler*innen, die mit den am Projekt beteiligten Entkörnungsbetrieben zusammenarbeiten, bis zu 77 Spinner*innen
 

Fördersumme:
99.991 EUR
 

Partner:
Die Adidas AG ist ein weltweit führendes Unternehmen in der Sportartikel-Industrie mit Sitz in Deutschland.
Better Cotton, eine Multi-Stakeholder-Initiative, ist die weltweit führende Nachhaltigkeitsinitiative für Baumwolle, mit dem Ziel, nachhaltige Produktionsweisen zu fördern.

Projektbeschreibung

Der Textilsektor hat eine der komplexesten Wertschöpfungsketten in der globalen Wirtschaft, mit einer Vielzahl von Teilsektoren, die ineinandergreifen. Ein anschauliches Beispiel für diese Komplexität ist die Baumwolllieferkette in Pakistan. Dort wird Rohbaumwolle von den Farmen bis zu Verarbeitungsbetrieben weitergehandelt, die meist 100 bis 150 km von den Produktionsstätten entfernt sind.  An diesem Prozess sind oft mehrere Zwischenhändler*innen und Märkte beteiligt, was die Lieferkette, auch aufgrund fehlender Infrastruktur, sehr undurchsichtig und intransparent macht. Dies stellt für nachgelagerte Händler und Kunden ein mehrfaches Hindernis dar, mit gebotener Sorgfalt zu prüfen, woher die Baumwolle genau stammt.
 

Ziel des Projekts ist es, die Rückverfolgbarkeit von Baumwolle am Anfang der Lieferkette zu verbessern. Dabei geht es darum die Lieferkette der Baumwolle von den Farmen zu den Verarbeitungsbetrieben als auch von den verarbeitenden Entkörnungsbetrieben zu den Spinnereien nachzuvollziehen und somit transparenter zu machen. Dafür soll mit allen relevanten Akteur*innen ein System zur Rückverfolgbarkeit entwickelt und implementiert werden.
 

Die Projektumsetzung sieht vor, Workshops mit allen Projektbeteiligten durchzuführen. Diese Workshops sollen Fähigkeiten und Wissen in den Bereichen Sortierung, Aufzeichnung, Verwendung von Materialien zur Ballenidentifizierung, technische Lösungen für die Datenverfolgung und Aufzeichnung sowie Nutzung der Better Cotton Platform vermitteln. Danach werden die Baumwollballen in den Entkörnungsbetrieben mit eindeutigen Codes gekennzeichnet, um eine spätere Rückverfolgbarkeit zu ermöglichen. Außerdem werden die Lieferant*innen dazu veranlasst, den Anforderungen des Better Cotton CoC-Standards für die Trennung von Baumwolle einzuhalten. Dabei erhalten die Teilnehmer*innen des Projektes fortlaufend Unterstützung durch Better Cotton. Mit dem System wird Unternehmen die Möglichkeit geboten, die einzelnen Stationen der Baumwolle besser nachzuvollziehen und menschliche Sorgfaltspflichten entlang der Lieferkette für Baumwolle wahrzunehmen. Die Partnerschaft erhofft sich, dieses Rückverfolgbarkeitssystem für Baumwolle weiter zu verbessern und ausweiten zu können.
 

Unternehmensübergreifender Beschwerdemechanismus im Kakaosektor

Rohstoff:
Kakao
 

Region:
Côte d’Ivoire
 

Zielgruppe:
0,8–1,3 Mio. potenziell zu erreichende kleinbäuerliche Haushalte und Arbeitende; insbesondere Frauen und Kinder
 

Fördersumme:
120.000 EUR
 

Partner:
Die Partnerschaft besteht aus drei multinationalen Unternehmen und einer Stiftung, die die Kakao- und Schokoladenindustrie vertreten, namentlich Nestlé Deutschland AG, Mondelēz Europe GmbH, Ferrero Deutschland, Stiftung der Deutschen Kakao- und Schokoladenwirtschaft und Nichtregierungsorganisationen, die die Zivilgesellschaft vertreten, Inkota-Netzwerk, Stichting Rainforest Alliance, Fairtrade Deutschland e.V. und die Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik.

Projektbeschreibung

In den Kakaoanbaugemeinden in der Côte d'Ivoire kommt es nach wie vor zu Menschenrechtsverletzungen (Kinderarbeit, gefährliche und ausbeuterische Arbeit usw.). Insbesondere Frauen (und andere schutzbedürftige Gruppen) haben oft weniger Möglichkeiten, das System, in dem sie leben, zu beeinflussen. Das ist unter anderem auf ihre begrenzten wirtschaftlichen Mittel zurückzuführen. Folglich sind ihr Mitspracherecht und ihre Wahlmöglichkeiten erheblich eingeschränkt. Obwohl immer mehr Unternehmen über Beschwerdemechanismen verfügen, haben sie bisher keinen besonderen Schwerpunkt auf kleinbäuerliche Haushalte gelegt. Dies führt dazu, dass sich viele Beschwerdemechanismen hauptsächlich an die Mitarbeiter*innen des Unternehmens richten und die Rechteinhaber*innen am Anfang Wertschöpfungskette nicht erreichen.

Um zu untersuchen, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit ein unternehmensübergreifender Beschwerdemechanismus im ivorischen Kakaosektor erfolgreich umgesetzt werden kann, wird gemeinsam mit Partnerorganisationen in der Elfenbeinküste eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Ein möglicher zukünftiger Beschwerdemechanismus soll speziell auf die Bedürfnisse der Betroffenen in kleinbäuerlichen Gemeinschaften zugeschnitten sein und wird in Zusammenarbeit mit den Rechteinhabern in den Kakaoanbaugemeinschaften entwickelt. Zu diesem Zweck nehmen Kakaobauern an Interviews und Workshops im Rahmen der Machbarkeitsstudie teil.
 

Sollten diese Kriterien erfüllt werden können, könnte darauf basierend ein Ansatz für die Umsetzung eines Beschwerdemechanismus in einer zweiten Pilotphase ausgearbeitet und umgesetzt werden. Der Mechanismus wird so konzipiert, dass die Beschwerde bereits nach einmaliger Meldung direkt an die entsprechenden Unternehmen weitergeleitet wird. Zudem soll der Beschwerdemechanismus von einer unabhängigen Organisation/Institution kontrolliert werden, die sicherstellt, dass angemessene Folgemaßnahmen umgesetzt werden.

 

Generierung neuer Einkommensmöglichkeiten für Frauen durch Gummi-Arabicum-Ernte

Rohstoff:
Gummi Arabicum
 

Region:
Karamoja, Uganda
 

Zielgruppe:
750–1.000 Frauen
 

Fördersumme:
95.000 EUR
 

Partner:
Die Norevo GmbH ist ein international etablierter Lieferant und Berater für verschiedene natürliche Rohstoffe.
Native Seeds Moyo ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Norduganda, die sich für die Bekämpfung von Armut und die Verbesserung der Lebensqualität einsetzt.

Projektbeschreibung

In der Region Karamoja leiden hunderttausende Menschen an schwerer und akuter Unterernährung. Grund dafür sind steigende Lebensmittelpreise und schwere Dürreperioden.
 

Eine bislang vernachlässigte Einkommensquelle ist Gummi Arabicum, das von den dort wachsenden Acacia Senegal Bäumen traditionell von Frauen geerntet wird. Die lokale Monopsonmacht, bei der ein Nachfrager vielen Anbietern gegenübersteht, begünstigt extrem niedrige Preise und unfaire Handelspraktiken. Eine schlecht durchgeführte Ernte drückt die Preise weiter und gefährdet die langfristige Gesundheit der Bäume. Trotz des großen Potenzials blieb die Gummi Arabicum Ernte bislang unattraktiv.
 

Die Partnerschaft aus der Norevo GmbH und Native Seeds Moyo möchte in Karamoja eine nachhaltige Gummi Arabicum Wertschöpfungskette aufbauen. Ziel des Projekts ist es, lokale Frauengruppen in der Ernte und Verarbeitung von Gummi Arabicum zu schulen. Dadurch soll die Qualität des Produkts erhöht und das Gummi Arabicum für den Verkauf an Norevo qualifiziert werden. Frauen werden so deutlich attraktivere Preise ermöglicht.
 

In den Schulungen lernen die Frauen, wie man die richtigen Bäume auswählt und wie die Bäume nachhaltig angezapft werden. In Schulungen geht es um die Abschätzung des optimalen Trocknungs- und Erntezeitpunkts und die richtige Reinigung des Gummi Arabicum. Außerdem wird ein Ort für die Verarbeitung des Gummi Arabicums geschaffen und der Transport zur Sammelstelle in Uganda und weiter nach Deutschland organisiert. Qualitätsprüfungen finden regelmäßig statt, um sicherzustellen, dass die Qualität des Gummi Arabicums den Marktanforderungen entspricht. Ein Beschwerdemechanismus soll zudem verhindern, dass Zwischenhändler die Preise drücken. So können für die Frauengruppen langfristige faire Einkommen sichergestellt werden.
 

Vorschläge für einen gemeinsamen Beschwerdemechanismus in der brasilianischen Kaffee-Lieferkette

Rohstoff:
Kaffee
 

Region:
Alta Mogiana, São Paulo (Jeriquara und Pedregulho) und Minas Gerais (Claraval, Ibiraci), Brasilien (einschließlich 5.000 Kaffeeplantagen)
 

Zielgruppe:
am Kaffeeanbau beteiligte Akteure, einschließlich kleinbäuerliche Haushalte, Unternehmer*innen, Saison- und Plantagenarbeiter*innen
 

Fördersumme:
100.000 EUR
 

Partner: Die Partnerschaft besteht aus den vier Kaffeeproduzenten, Melitta Group Management GmbH & Co. KG, Jacobs Douwe Egberts DE GmbH, Nestlé Deutschland AG, Ofi (Olam Food Ingredients) / Olam Deutschland GmbH entweder mit Sitz in Deutschland, den Niederlanden oder der Schweiz, der zivilgesellschaftlichen Organisation Solidaridad Deutschland e.V. und dem Deutschen Kaffeeverband e.V., der die Interessen der gesamten deutschen Kaffeewirtschaft vertritt.

Projektbeschreibung

Brasilien verfügt über einen gesetzlichen Rahmen zum Schutz der Arbeitnehmerrechte, der auch für die brasilianische Kaffee-Lieferkette gilt. Trotz dieses Rahmens gibt es nach wie vor informelle Arbeitsverhältnisse, vor allem in Form von Zeitarbeit in ländlichen Gebieten. Diese (Zeit-)Arbeiter*innen sind anfälliger für Verstöße gegen die Arbeitsrechte.


Die oben genannten Partner verfolgen mit diesem Projekt zwei Ziele: Zum einen möchten sie Empfehlungen entwickeln, wie ein grundlegender Beschwerdemechanismus an den lokalen brasilianischen Kontext angepasst werden kann. Dieser soll transparent und auf die Rechteinhaber*innen in der Kaffeelieferkette zugeschnitten sein.
 

Zum anderen möchten die Projektpartner prüfen, wie Beschwerdefälle gemeinsam vorwettbewerblich durch ein Gremium für Beschwerdemanagement gesteuert werden können und/oder welche präventiven Maßnahmen ergriffen werden können.
 

Zu diesem Zweck haben die Projektpartner eine Feldstudie durchgeführt, um den Grad der Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Risiken nach dem deutschen Sorgfaltspflichtgesetz (LkSG) zu ermitteln. Basierend auf diesen empirischen Ergebnissen und Konsultationen mit wichtigen Stakeholdern aus dem brasilianischen Kaffeesektor werden Empfehlungen entwickelt, wie das Beschwerdeverfahren an die Bedürfnisse von schutzbedürftigen Gruppen angepasst werden kann. Damit soll a) ein effizienter gemeinsamer Beschwerdemechanismus ermöglicht werden, b) Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie die Zugänglichkeit, Praktikabilität, Transparenz und Legitimität dieser Mechanismen sichergestellt werden kann, c) Ursachen für Menschenrechtsverletzungen und Umweltverstöße identifiziert werden, um so die regelmäßigen Risikoanalysen zu optimieren, und d) gemeinsame Präventionsmaßnahmen abgeleitet werden. Die Ergebnisse werden öffentlich zugänglich gemacht und im Kaffeesektor der Projektregionen, in Brasilien und soweit sinnvoll, darüber hinaus verbreitet.
 

Risikoanalysen der Beschaffungsgebiete für Botanicals

Rohstoff:
Botanicals (u.a. Kräuter, Gewürze)
 

Region:
Brasilien, Kamerun, China, Ägypten, Ghana, Indien, Indonesien, Madagaskar, Marokko, Mexiko, Peru, Südafrika, Tansania, Vietnam
 

Zielgruppe:
Kleinbäuer*innen und Wildsammler*innen
 

Fördersumme:
40.000 EUR
 

Partner:
Mast-Jägermeister SE ist ein deutscher Sprituosenhersteller, der seinen Alkohol weltweit vertreibt.
Union for Ethical Biotrade UEBT ist eine gemeinnützige Organisation, die einen weltweit anerkannten Standard für ethischen Handel mit natürlichen Ressourcen aufgestellt hat.

Projektbeschreibung

Botanicals stellen häufig eine wichtige Einkommensquelle für lokale Gemeinschaften dar und können einen starken Anreiz für die Erhaltung natürlicher Lebensräume bieten. Für Unternehmen, die sich mit der Beschaffung von Agrarrohstoffen, einschließlich Nischenprodukten wie Botanicals, befassen, sind Risikobewertungen der Lieferkette ein wichtiger Bestandteil der Sorgfaltspflicht. Informationen über menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken im Anbau und der Verarbeitung von Botanicals sind jedoch aufgrund der oft kleinen Produktionsvolumen gering. Detaillierte Risikoanalysen in solchen Lieferketten sind daher oft komplex und zeitaufwändig. Allerdings können ohne dessen Grundlage keine Minderungs- oder Präventionsmaßnahmen getroffen werden.
 

UEBT und Mast Jägermeister SE haben gemeinsam ein siebenmonatiges Projekt durchgeführt, um die Menschenrechts- und Umweltrisiken in den Beschaffungsgebieten der von Jägermeister verwendeten pflanzlichen Inhaltsstoffe zu identifizieren und diese Risikobewertungen zu nutzen, um mögliche Folgeaktivitäten zur Risikominderung zu definieren. Um dies zu unterstützen, hat Jägermeister zusammen mit UEBT eine Risikodatenbank entwickelt, die Teil einer größeren Due-Diligence-Plattform ist, die UEBT eingerichtet hat. Die Datenbank enthält sowohl allgemeine Risiken des jeweiligen Landes als auch spezifische Risiken in Bezug auf den Anbau, die Wildsammlung und die lokale Verarbeitung von pflanzlichen Inhaltsstoffen wie Kräutern und Gewürzen.
 

Risikobewertungen wurden für achtzehn Jägermeister-Botanicals-Lieferketten aus elf Ländern durchgeführt. Dies bot die Gelegenheit, die Risikoinformationen zu diesen Pflanzen in eine führende Risikodatenbank für Pflanzen zu integrieren. Die Informationen können nun von einer Vielzahl von Unternehmen in den Bereichen Schönheitspflege, Lebensmittel und Getränke, natürliche Pharmazeutika sowie Kräuter und Gewürze abgerufen werden. Jägermeister nutzte auch die UEBT-Due-Diligence-Plattform und bewertete alle Lieferketten im Rahmen dieses Projekts. Damit liegen nun für 18 pflanzliche Inhaltsstoffe vollständige Risikoinformationen auf Lieferketten-, Länder- und Branchenebene vor. Auf der Grundlage dieses Projekts wird Jägermeister nun einen internen Prozess zur Sorgfaltsprüfung einrichten und Maßnahmen bei seinen Lieferanten ergreifen.