Projekttagebuch: Erhalt des indonesischen Pfefferanbaus mit neuen Anbaumethoden

Bäuerin Sapauni trägt einen langen Holzstab, um in ihrem Garten einen Pfefferpfahl zu installieren. Copyright: Fairfood

Das Projekt „aGROWforests“ in Indonesien unterstützt Pfefferfarmen bei der Einführung klimaresilienter Agrarmethoden. Dadurch sollen die Einkommen der Pfefferbäuerinnen und -bauern erhöht werden.


Schon seit dem Spätmittelalter wird Pfeffer aus Indonesien gehandelt. Ursprünglich wurde das Gewürz vor allem nach China exportiert, heutzutage sind die Hauptabsatzmärkte die USA und Europa. Der Anbau wird jedoch immer unattraktiver für indonesische Bäuerinnen und Bauern – die Gewinnmargen sind inzwischen viel zu gering. Um auch in Zukunft Pfeffer aus Indonesien beziehen zu können, haben das Gewürzunternehmen Verstegen, die NGO Fairfood und der Pfefferexporteur PT CAN das Projekt „aGROWforests“ gegründet, das seit Anfang Dezember 2022 Teil der „Initative for Climate Smart Supply Chains“ (I4C) ist. Um herauszufinden, wie indonesische Bäuerinnen und Bauern ihren Pfeffer anbauen und wie sie davon leben können, haben die Projektpartner*innen die drei indonesischen Farmer*innen Arofiq, Sapauni und Umar zu ihrer Lebenslage und ihren Ansichten zum Pfefferanbau interviewt.

Früher lohnte sich der Pfefferanbau


Früher haben viele indonesische Bäuerinnen und Bauern Pfeffer gepflanzt, da habe sich der Anbau noch gelohnt, erzählt die Farmerin Sapauni. Die Erträge reichten sogar für ihren und den Lebensunterhalt ihres Kindes aus. Sapauni konnte von ihren Einnahmen ein Haus bauen und ein Auto kaufen. Inzwischen jedoch kann sie vom Pfefferanbau allein nicht mehr leben. Das liegt vor allem am Preisverfall.
 

Bäuerin Sapauni erntet Pfeffer in ihrem Garten in der indonesischen Provinz Bangka Belitung. Copyright: Fairfood
Die Pfefferpreise sind so tief gefallen, dass Bäuerinnen und Bauern wie Sapauni nicht mehr allein vom Pfefferanbau leben können.

Vor einigen Jahren wurde Pfeffer noch für 180.000 Rupien pro Kilogramm gehandelt. Das sind umgerechnet rund 10 Euro. Heute erzielt ein Kilo gerade noch 80.000 Rupien, was in etwa 4,50 Euro und damit nur noch 44 Prozent des Ursprungspreises entspricht. Weil die Preise so niedrig sind, wenden sich immer mehr Bäuerinnen und Bauern anderen Geschäftsmodellen zu, sehr häufig dem Anbau von Palmen für die Palmölproduktion. Auch Farmer Arofiq bepflanzt nur noch nur einen Teil seines Geländes mit Pfeffer.


Ein anderes großes Problem für die indonesische Landwirtschaft ist das Wetter: ständige Wetterumschwünge erschweren es, den Anbau und die Ernte zu planen. Und: Der Klimawandel verschlimmert die Folgen von Landwirtschaft in Monokultur. Intensive Monokulturen benötigen immer größere Mengen an Düngemittel, um die Bodendegradation zu bekämpfen. Die geringere Artenvielfalt auf den Äckern begünstigt Schädlinge, die Felder und Betriebe schneller befallen können. Pfefferbauer Umar beschreibt: „Inzwischen ist es unvorhersagbar, wann es regnet. Auch die Trockenzeit ist unregelmäßig. Der Pfefferanbau ist völlig durcheinandergekommen.“ Bei solchen unvorhersehbaren Wetterwechseln stürben viele Pfefferpflanzen ab, vor allem wegen der sich dadurch ausbreitenden Krankheiten, sagt Umar. Das sei für Menschen, die von landwirtschaftlichen Gütern abhängen, eine Katastrophe.

Der Bauer Umar geht in seinem Pfeffergarten spazieren. Copyright: Fairfood
Bauer Umar macht sich Sorgen um die Zukunft seines Pfeffergeschäfts. Mit der Unterstützung des Projekts aGROWforests hofft er, dass er die Auswirkungen des Klimawandels auf seine Pflanzen bewältigen kann.

aGROWforests bietet Lösungen


Im Umgang mit diesen neuen Schwierigkeiten möchte das aGROWforests-Projekt indonesische Pfefferbäuerinnen und -bauern unterstützen – und zwar mit Agroforstwirtschaft. Farmer Arofiq hat schon Erfahrungen mit dem Projekt gemacht. Seitdem stellt er sein Landwirtschaftssystem nach und nach um. „Früher hat es mich immer beunruhigt, wenn ich das Unkraut gesehen habe. Inzwischen kratzt mich das nicht mehr. Selbst wenn das Unkraut in die Höhe wuchert, kann ich das gelassen sehen“, erzählt er. Auch Bauer Umar berichtet von ersten Erfolgen: Seitdem er zwischen seinen Pfefferpflanzen andere Gewächse anbaut, verbreiten sich Krankheiten nicht mehr über die gesamte Agrarfläche, sondern bleiben auf einen kleinen Raum begrenzt.
 

Bauer Arofiq geht durch seinen Pfeffergarten. Copyright: Fairfood
Der Landwirt Arofiq ist bereits dabei, sein Landwirtschaftssystem mit Unterstützung des Projekts aGROWforests umzugestalten.

Alle drei Farmer*innen verbinden Wünsche mit dem neuen Projekt. Arofiqs Hoffnung ist, dass der indonesische Pfeffer mithilfe des Projekts auch zukünftig von hoher Qualität bleiben wird. Sapauni möchte weiter ihren Pfeffer verkaufen können. Und Umar, dessen Vorfahren schon Pfefferbäuerinnen und -bauern waren, wünscht sich vor allem, dass die Tradition des Pfefferanbaus gewahrt wird und auch die Generation seiner Kinder davon leben kann.

Zurück zur ersten Geschichte:

Die erste Geschichte legt dar, wie das Projekt aGROWforests Bäuerinnen und Bauern dabei unterstützt durch nachhaltige Anbaumethoden Klima und Biodiversität zu schützen und gleichzeitig mehr Einkommen zu erwirtschaften.
Erste Geschichte lesen

 


aGROWforests wird im Rahmen der „Initiative For Climate Smart Supply Chains“ vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt.