Projekttagebuch: Einführung einer resilienten Landwirtschaft

Taining of trainer - Gruppe (© Fairfood)
Taining of trainer - Gruppe (© Fairfood)

Agroforstwirtschaft im indonesischen Pfefferanbau

Das Projekt „aGROWforests“ arbeitet in Indonesien daran, den traditionellen Pfefferanbau so umzubauen, dass er auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet ist und die Bäuerinnen und Bauern ein sicheres Einkommen erwirtschaften können.

Europa ist, neben den USA, der größte Pfefferimporteur der Welt. Um die 80.000 Tonnen werden im Schnitt pro Jahr importiert. Die größten Anbaugebiete liegen in Vietnam, Brasilien und Indonesien, und mit indonesischem Pfeffer handelt die Firma Verstegen Spices & Sauces bereits seit mehr als 130 Jahren. Damit das weiterhin so bleibt, hat sie gemeinsam mit der Firma PT CAN und der niederländischen NGO Fairfood das Projekt „aGROWforests“ ins Leben gerufen, das seit Anfang Dezember 2022 Teil der „Initative for Climate Smart Supply Chains“ (I4C) ist. „Das Hauptziel des aGROWforests-Projekts ist, die Bäuerinnen und Bauern mit nachhaltigerem Pfefferanbau zu unterstützen“, beschreibt Yayang Vionita, Agronomin bei Verstegen, das Projektziel. Das ist auch dringend nötig, denn wenn die Entwicklung in der Pfefferproduktion so weitergeht wie momentan, wird es bald nicht mehr ausreichend Pfeffer geben.

Klimawandel – ein zentrales Problem, aber nicht das einzige

Eine der weitreichendsten Schwierigkeiten ist, dass Bäuerinnen und Bauern mit Pfeffer nicht mehr genug für ihren Lebensunterhalt erwirtschaften können. „Pfefferpreise sind in den letzten Jahren dramatisch gesunken“, sagt die Fairfood-Projektmanagerin Josje Spierings. Gleichzeitig ist die Produktion aber aufwendig und teuer. Viele Farmer*innen steigen deshalb auf ertragreichere Pflanzen wie Palmen oder Kautschukbäume um. Damit der Anbau überhaupt noch rentabel ist, produzieren die meisten Pfefferbäuerinnen und -bauern in Monokulturen. Das hat jedoch viele Nachteile.

Das größte Problem ist der Verlust der Biodiversität – denn in Monokulturen wird nur eine Sorte Pflanzen angebaut; die Vielfalt an Pflanzen und Tieren im Anbaugebiet ist also reduziert. Monokulturen laugen den Boden aus – das hat Folgen. Yayang Vionita erklärt die Auswirkungen so: „Wenn die Bodenqualität abnimmt, nimmt auch die Nährstoffgrundlage der Pflanzen für ihr Wachstum und ihre Entwicklung ab, wodurch die Produktivität sinken kann.“ Die Folge: Die Bäuerinnen und Bauern müssen ihren Boden übermäßig düngen. Außerdem werden dort, wo nur eine Pflanzenart steht, Krankheiten schneller übertragen. Die Erreger breiten sich buchstäblich in Windeseile auf umliegende Felder und Farmen aus. Das kann zu Totalernteausfällen führen, weshalb die Bäuerinnen und Bauern zur Vorsorge jede Menge chemische Pestizide zum Einsatz bringen. Sie sind diesen Schädlingsbekämpfungsmitteln in ihrem Alltag ständig ausgesetzt. Viele leiden an Lungenkrankheiten oder haben sich bereits dauerhafte Lungenschädigungen zugezogen.

Dazu kommt noch der Klimawandel mit seinen extremen Wetterereignissen. Expert*innen gehen davon aus, dass Starkregenfälle und langanhaltender Regen zukünftig bis zu 50 Prozent der Pfefferernten vernichten werden. Denn durch die extreme Feuchte schleicht sich Fäule ein, die die Gewürzpflanzen zerstört. Auch die immer stärkere Sonneneinstrahlung, die zu längeren Trockenperioden führt, stresst die Pflanzen und macht sie anfällig für Krankheiten. Für die Bäuerinnen und Bauern wird also der Erhalt ihrer Lebensgrundlage immer schwieriger.

Lösungsansätze: Eine andere Forstwirtschaft und Transparenz

„Das aGROWforests-Projekt zielt darauf ab, Pfefferproduktion und Einkommen zu steigern bei gleichzeitiger Anpassung des Landwirtschaftssystems an den Klimawandel“, umreißt Yayang Vionita die Vision der I4C-Beteiligten. Das Mittel dazu: Agroforstwirtschaft. Hierzu werden Pfeffersträucher mit verschiedenen Baumarten und anderen Pflanzen kombiniert, die miteinander interagieren. Dadurch bauen die Pfefferpflanzen Stress ab und die Bodenqualität verbessert sich. Das Resultat sind bessere Erträge. Dann kommt noch dazu, dass das Wasser nicht einfach abfließt, sondern absorbiert wird, wodurch der Pfeffer besser gegen Dürren und lange Trockenzeiten gewappnet ist.

 Um die Pfefferbäuerinnen und -bauern auf die Neuorganisation ihrer Betriebe vorzubereiten, schult das Projekt die Teilnehmenden. „Farmer*innen können regenerative Landwirtschaft und Agroforstwirtschaft erlernen und nach und nach in ihren Farmen einführen“, erläutert Vionita die Vorgehensweise. Die Bäuerinnen und Bauern seien eingeladen, sich die Verfahren anzusehen, selbst im Feld die neuen Methoden anzuwenden und in Kleingruppen darüber zu diskutieren. Bei Fragen können sich die Farmer*innen direkt an Expert*innen in sogenannten „Spice Hubs“ wenden. Diese beraten sie zu Agroforstwirtschaft in ihren Betrieben oder auch zum Pfefferanbau generell. Damit die Umstellung auf die neuen Landwirtschaftsmethoden auch sicher gelingt, wird der Prozess durch das Projekt die ersten sechs Monate überwacht.

Außerdem arbeitet „aGROWforests“ nach dem Motto „farm to fork traceability“, also einer Rückverfolgung des Pfeffers vom Anbau bis zu den Konsument*innen. Den Sinn dahinter erklärt Josje Spierings: „Durch das Rückverfolgen der Lieferkette werden wir zeigen, wo der Pfeffer herkommt, welche regenerativen landwirtschaftlichen Methoden wir eingeführt haben, und welchen Preis die Bäuerinnen und Bauern für ihren Pfeffer bekommen.“ Durch Rückverfolgbarkeit entsteht Transparenz in der Lieferkette – dadurch können alle gewinnen. So auch die mindestens 2.300 Bäuerinnen und Bauern einschließlich ihrer Familien- und Haushaltsmitglieder, die vom Projekt „aGROWforests“ profitieren.

Direkt die zweite Geschichte weiterlesen:

Hier geht es zur zweiten Geschichte, die von Bäuerin Sapauni und Bauer Umar handelt, die auf fallende Paprikapreise und die Auswirkungen des Klimawandels reagieren

 


aGRWOforests wird im Rahmen der „Initiative For Climate Smart Supply Chains“ vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt.