Auf einen Blick:

  • Die Auswirkungen des Ukrainekriegs stellen die Agrar- und Ernährungssysteme weltweit sowie kleinbäuerliche Strukturen im Globalen Süden vor große Herausforderungen. Daher rief das BMZ die Ernährungskrise-Soforthilfe ins Leben und beauftragte die GIZ mit der Umsetzung. Die Ernährungskrise-Soforthilfe ist eine Einzelmaßnahme und wurde in 37 Ländern weltweit umgesetzt, die von den Auswirkungen des Krieges am stärksten betroffen sind.
  • Der Fonds zur Förderung von Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (i4Ag) wurde mit 17,3 Mio. Euro sogenannten Ukrainesonderbarmitteln vom BMZ beauftragt und kooperierte für die Implementierung der Ernährungskrise-Soforthilfe mit neun weiteren GIZ-Vorhaben.
  • Die Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten (INA) erhielt 8,1 Mio. Euro für die Umsetzung als Teil dieser Projektpartnerschaft.
  • Die Projekte der Ernährungskrise-Soforthilfe unter INA-Umsetzung liefen von Juni 2022 bis April 2024.
  • Die INA-Projekte wurden zusammen mit Fairtrade International, dem Forum Fairer Handel e.V. (Forum Fairer Handel) und der Deutschen Welthungerhilfe e.V. (Welthungerhilfe) in insgesamt 23 Ländern umgesetzt.

Die Ernährungskrise-Soforthilfe hatte folgende Kernziele:

1. Die Resilienz von Kleinbäuerinnen und -bauern gegen zukünftige Krisen durch Soforthilfe und Capacity Building zu stärken.

2. Die sozio-ökonomischen Herausforderungen der durch den Ukrainekrieg bedingten Ernährungskrise zu mindern.

3. Lokale Lebensmittelmärkte zu stärken.

Die anhaltenden Auswirkungen der COVID-19 Pandemie und die Herausforderungen der Klimakrise belasten Kleinbäuerinnen und -bauern in unseren Partnerländern, die von der landwirtschaftlichen Produktion und deren Weiterverarbeitung abhängig sind, spürbar. Die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verschärfen diese Situation weiter. Steigende Preise für Lebensmittel, Energie und Düngemittel, Logistikprobleme und fehlender Zugang zu Absatzmärkten gefährden weltweit Fortschritte in Richtung Resilienz sowie die Lebensgrundlage und Ernährungssicherheit vieler Kleinbäuerinnen und -bauern in unseren Partnerländern. Daher rief das BMZ die Ernährungskrise-Soforthilfe ins Leben und beauftragte die GIZ mit der Umsetzung. i4Ag wurde mit 17,3 Mio. Euro Ukrainesonderbarmitteln beauftragt, die das BMZ für Soforthilfe zur Verfügung stellte. Für die Umsetzung kooperierte i4Ag mit neun weiteren GIZ-Vorhaben. Als Teil dieser Projektpartnerschaft erhielt die INA ein Budget von 8,1 Mio. Euro für die Projektumsetzung.

Ein von i4Ag entwickeltes Factsheet trägt alle übergeordneten Informationen zum Aufbau, Ansatz und den Zielen der Fonds-Einzelmaßnahme zusammen.

Die INA-Projekte der Ernährungskrise-Soforthilfe gliederten sich in drei Stränge:

  • den Fonds für die Produzentenpartner des Forum Fairer Handel
  • den Fonds für die Produzentenpartner von Fairtrade International
  • die Förderung von Wertschöpfungsketten und die Verbesserung der Ernährungssicherheit mit der Welthungerhilfe

Die Projekte in Asien, Lateinamerika und Afrika zielten darauf ab, kleinbäuerliche Produktionssysteme nachhaltig zu stärken, um diese gegenüber zukünftigen Krisen resilienter zu machen.

Die Ernährungskrise-Soforthilfe komplementierte die Einzelmaßnahme COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel. Mit einer ähnlichen Umsetzungsstruktur dockte die Ernährungskrise-Soforthilfe an die etablierte Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Projektpartnern im Rahmen der COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel an. Somit kann zu einer längerfristigen Verankerung und Wirkung vor Ort beigetragen werden. Mehr Informationen zur COVID-19 Soforthilfe für den Fairen Handel finden Sie hier.

Forum Fairer Handel

Das Forum Fairer Handel setzte insgesamt 33 Projekte in neun Ländern Lateinamerikas und Asiens um. In Lateinamerika haben die Folgen des Ukrainekriegs zu starken Preisschwankungen auf dem Lebensmittelmarkt geführt. 26 Projekte in Bolivien, Brasilien, Paraguay, Peru, Nicaragua und Honduras konnten die Folgen des Kriegs mindern. In Peru unterstützte das Forum beispielsweise den ökologischen Anbau einheimischer Kartoffeln. Neben Beschaffungen für die Verarbeitung der einheimischen Kartoffeln fanden diverse Workshops zu den Themen klimaresiliente Anbauweisen, Schädlingsbekämpfung und digitalem Datenmanagement statt.

Mitglieder der Kooperative Agropia bei einem Workshop zu „Integriertes Management von Schädlingen und Krankheiten bei einheimischen Kartoffeln", Peru 2023 © GIZ
Mehr Informationen über die Projekte des Forum Fairen Handels

Weiterführende Informationen zu den Projekten des Forum Fairer Handel und den Fund for Producer Partners finden Sie:

  • Im Factsheet des Forums zum Fonds für Kleinbäuerinnen und -bauern sowie Kleinproduzentinnen und -produzenten
  • In der Videodokumentation über die Handelspartnerinnen und -partner des Forums und ihren Transformationsprozess 

Welthungerhilfe

Libanon

Auch im Libanon trug die GIZ zur Stärkung lokaler Lebensmittelmärkte bei. Ein Zuschussvertrag mit der Welthungerhilfe umfasste rund 2.204.000 Euro. In Zusammenarbeit mit der Nichtregierungsorganisation Arc en Ciel erhielten Weizen- und Getreideproduzent*innen einen besseren Marktzugang durch die Entwicklung eines landwirtschaftlichen Wochenmarkts (BEM food outlet). Die Zusammenarbeit mit The Lebanse Organaziation for Studies and Training (LOST) verbesserte den Zugang zu gemeinsam genutzten Ressourcen durch einen Agro-Industriellen Inkubator. Der Zugang zum Inkubator ermöglicht es Kleinbäuerinnen und -bauern, die Qualität ihrer Produkte, wie Weizen oder Hülsenfrüchte, durch effiziente Weiterverarbeitungs- und Verpackungsmethoden zu verbessern. Die gezielte technische Unterstützung der Kleinbäuerinnen und -bauern diente dazu, Produktionsverluste weiter zu verringern. Das Projekt erreichte insgesamt über 2500 Personen.

Besuch der teilnehmenden Kleinbäuerinnen und -bauern sowie Coaching zu Buchhaltung © Welthungerhilfe Lebanon

Äthiopien

In Äthiopien förderte die Welthungerhilfe den Anbau und die lokale Weiterverarbeitung von Kaffee. Zum Erhalt der Kaffeewertschöpfungskette in der Region Jimma schloss die GIZ einen Zuschussvertrag mit der Welthungerhilfe über eine Million Euro. Insgesamt erreichte das Projekt mehr als 14.000 Menschen.
Die Maßnahmen umfassten Schulungen zu Good Agricultural Practices mit Schwerpunkt auf nachhaltigem Farmmanagement, Ertragssteigerung, Einkommensdiversifizierung durch Bienenhaltung, Verarbeitung und Lagerung. Auch Maßnahmen zur Verbesserung und Erweiterung der WASH-Systeme (Water, Sanitation and Hygiene) in den Dörfern der Projektregion gehörten dazu. So wurden beispielsweise Hygieneartikel verteilt und eine Reihe von Workshops zu Themen der Menstruationshygiene durchgeführt.

Schulung zu Menstruationshygiene in der Sekala-Schule © Welthungerhilfe Äthiopien

Uganda

Über die Welthungerhilfe wurde ein Projekt in Uganda umgesetzt, das Geflüchtete und Aufnahmegemeinschaften im West-Nil-Gebiet dabei unterstützte, die lokalen Auswirkungen der globalen Nahrungsmittelkrise abzumildern. Ein Zuschussvertrag der GIZ mit der Welthungerhilfe über 820.000 Euro zielte darauf ab, die Resilienz lokaler Nahrungs- und Ernährungssysteme zu stärken. 4.800 Kleinbäuerinnen und -bauern in Geflüchteten- und Aufnahmegemeinden wurden durch gezielte Schulungen und Beschaffungen dabei unterstützt, ihre Nahrungsmittelproduktion zu verbessern. Anfang 2023 erfolgten Workshops zu agronomischen und klimafreundlichen Anbaumethoden, mit denen Kleinbäuerinnen und -bauern den Ertrag an Nahrungsmitteln steigern konnten. In den Frühlingsmonaten 2023 erhielten die Begünstigten unter anderem Gemüsesamen für die kommende Erntesaison.

Begünstigte der neuen Bewässerungssysteme sortieren Tomaten für den Verkauf auf dem Markt © Welthungerhilfe Uganda

Fairtrade International

Produzent*innen mit Fairtrade-Zertifizierung wurden über den Fonds für die Produzentenpartner von Fairtrade International gefördert. Durch einen Zuschussvertrag über 825.000 Euro mit der GIZ wurden Kleinbäuerinnen und -bauern in insgesamt 14 Ländern dabei unterstützt, ihre landwirtschaftlichen Produktionssysteme gegenüber zukünftigen Krisen zu stärken. Die Projekte unterstützten beispielsweise Kleinbäuerinnen und -bauern in Brasilien bei der nachhaltigen Düngerherstellung, trugen dazu bei, dass in Indonesien alte Kochküchen für die Herstellung von Kokosnusszucker renoviert werden und förderten in Malawi unter anderem die Imkerei als Mittel der Einkommensdiversifizierung. Insgesamt profitierten knapp 23.000 Kleinbäuerinnen und -bauern.

Was wurde insgesamt erreicht?

Über die INA-Projekte der Ernährungskrise-Soforthilfe wurden insgesamt über 100.000 Kleinbäuerinnen und -bauern in 23 Ländern weltweit erreicht. So konnten mehr als 25.000 Kleinbäuerinnen und -bauern durch die Beschaffung von Gütern ihre Produktionskapazitäten verbessern. Fast 29.000 Kleinbäuerinnen und -bauern nahmen an gender-sensitiven Schulungen teil, um ihre Kenntnisse im Agrar- und Ernährungssektor zu verbessern. Schließlich wurden 134 Maßnahmen zur Resilienzstärkung von Kleinbäuerinnen und -bauern und ihren Organisationen gegenüber den Folgen der globalen Ernährungskrise sowie künftiger Herausforderungen umgesetzt.

Die Beauftragung für dieses Projekt erfolgte über den SEWOH Fonds zur Förderung von Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (i4Ag) und wurde durch die Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten durchgeführt.