Auf einen Blick

Ermöglicht Biospray die biologische Cashewnussproduktion in Mosambik?

Da nur 12 % der Bäume während der Blühphase gespritzt werden und chemische Düngemittel oder andere Pestizide nicht im großen Stil eingesetzt werden, kann der Sektor als „standardmäßig biologisch” betrachtet werden.  Der Großteil der Biospray-Partnerschaft hat sich einer nachhaltigen und biologischen Cashewnuss-Industrie in Mosambik verschrieben. Da bei einem Mehltaubefall hohe Produktionsverluste auftreten, können wir die biologische Cashew-Produktion momentan nicht empfehlen. Wenn das Biospray verfügbar ist, können sich Produzenten und Verarbeiter zertifizieren lassen.

Eine der Hauptkomponenten des Biosprays ist die Melasse des Cashewapfels. Der Ausbau der Biospray-Produktion wird große Mengen an Cashewapfelmelasse erforderlich machen. Die Produktion soll dezentralisiert von Jugendlichen, Frauen und anderen Personen, die Zugang zu Cashewäpfeln haben, übernommen werden.

Das Biospray wird bedeutende Auswirkungen in Mosambik haben. Durch die Etablierung eines systematischen Einkaufs von Cashewäpfeln als zentraler Bestandteil des Biosprays und eines Netzwerks von Spritzmitarbeiter*innen fließt ein wesentlicher Teil des Einkommens zurück in die Gemeinschaften. Dies ist neben der Ertragssteigerung ein weiterer Effekt, der zu einem Einkommensanstieg von Kleinbäuerinnen und -bauern führt. Durch die Produktion von mehr Cashewnüssen auf der gleichen Fläche ohne schädliche Chemikalien kann die Förderung der Mischkultur von Nutzpflanzen verstärkt werden. Cashewbäume vertragen sich gut mit Nutzpflanzen mit hohem Nährwert wie Bohnen, Erdnüssen und Linsen – eine Strategie, die die Lebensmittelversorgung in ländlichen Gebieten deutlich verbessern kann, nicht nur in Mosambik, sondern auch in Nachbarländern.

Projektziele

  • Ermitteln lokaler Biospray-Inhaltsstoffe, die in großen Mengen produziert werden können
  • Untersuchen der Anwendung effektiver Spritzmethoden und -häufigkeiten
  • Analysieren der positiven Auswirkungen der Anwendung von Biospray in Mosambik aus akademischer Sicht
  • Entwickeln eines Businessplans für kosteneffizienten Vertrieb in Mosambik
  • Unterstützen von Politikänderungen und Richtlinien für Biospray als von der Regulierungsbehörde zugelassenes Produkt
  • Teilnehmen am Herausfiltern eines Weges für die biologische Zertifizierung von Biospray

Endziel:  Echter Mehltau bei Cashewbäumen wird während der Blühphase überwacht und die aktuelle Produktion sowie das Einkommen der Landwirte werden um das Dreifache erhöht.

Projektpartner

Die Kooperation zwischen dem öffentlichen Sektor, NGOs und Unternehmen aus dem privaten Sektor hat einen bedeutenden Einfluss auf nachhaltige Entwicklung. Konsument*innen erwarten heute, dass Wertschöpfungsketten transparent und leistungsfähig sind. Außerdem wollen sie Informationen über die Qualität und Nachhaltigkeit der Produkte. Lorenz und BG sind wegweisend beim Direkteinkauf von Produzenten mit lokaler Verarbeitung und dem Platzieren des Herkunftslandes auf ihren Verkaufspackungen.

Die deutsche Snackfirma Lorenz und die norwegische Firma Brynild Gruppen beteiligen sich an der Biospray-Initiative mit INA/GIZ und beziehen eine beachtliche Menge an Cashewnüssen aus Mosambik. Lokale und internationale NGOs spielen eine Rolle beim Erkennen von Einflüssen von Biospray auf andere Zweige der Agrarlandschaft in Mosambik. Jacaranda, unser lokaler Partner aus dem privaten Sektor, hat Biospray zur Aufarbeitung einer großen Bananenplantage im Kampf gegen die Panamakrankheit verwendet. Die Inhaltsstoffe des Biosprays spielten eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung einer gesunden Bananenproduktion, die auf natürlichen Mitteln und nicht auf Chemikalien basiert. Ähnliches Potenzial wurde bei der Erdnussproduktion festgestellt, wenn Bauern Probleme mit Aflatoxinen hatten. Der Anstieg positiver biologischer Aktivität im Boden und auf Pflanzen weist auf eine positive Wirkung auf den Aflatoxinspiegel in Erdnüssen hin. Aflatoxine stellen für die lokale Bevölkerung eine gesundheitliche Bedrohung dar, da die Erdnüsse, die als salziger Snack verkauft werden, eine wichtige Proteinquelle in der Ernährung sind. Da dieses Problem nicht überwacht wird, werden Erdnüsse momentan nicht exportiert. Hier ist eine biologische Lösung erforderlich, die kosteneffizient und lokal produziert wird. Diese Beispiele zeigen die breiteren Verwendungsmöglichkeiten des Biosprays, das für den Cashew-Sektor entwickelt wurde. Tausende Arbeitsplätze für Spritzhelfer und ein höheres Einkommen für Bauern können geschaffen werden. Außerdem erhält der Apfel des Cashewbaumes einen monetären Wert und er wird nicht als Abfallprodukt betrachtet.

Zusätzlich zur laufenden Biospray-Forschung ist das Projekt eine Kooperation mit der GIZ Mosambik eingegangen, um einen Businessplan für gewerbliche Gärtnereien im Besitz der Gemeinschaft oder von lokalen Unternehmern zu entwickeln. Die Initiative ist im Einklang mit den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung und ein Beispiel für die Förderung der Zusammenarbeit zwischen privaten Unternehmen in Deutschland und Norwegen und Institutionen der Regierungen sowie lokalen Partnern.

Kontext 

Die Bedeutung von Biospray für Mosambik, um sein Potenzial bei der Cashewnussproduktion ausschöpfen zu können

Mosambik muss das Mehltauproblem in den Griff bekommen. Wenn Mehltau die Bäume von Kleinbauern befällt, kann der Verlust zwei Drittel der potenziellen Produktion ausmachen. Die Biospray-Forschung, die von einer Entwicklungspartnerschaft mit der Wirtschaft (EPW) betrieben und von der Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten (INA) unterstützt wird, steht kurz vor einer Lösung, die günstiger, besser und skalierbar ist.

2017 wurde eine Entwicklungspartnerschaft mit der Wirtschaft (EPW), basierend auf einem strategischen Partnerschaftsabkommen zwischen dem Handelsministerium von Mosambik, der norwegischen Botschaft in Maputo und dem norwegischen Marktführer im Nusssegment (Brynild Gruppen), ins Leben gerufen. Diese Entwicklungspartnerschaft mit der Wirtschaft hat das Ziel, das Einkommen von Bauern im Cashew-Sektor zu steigern und eine direktere Zusammenarbeit zwischen Mosambik als Produzent von Cashewkernen und industriellen Verarbeitern in europäischen Märkten herzustellen. Die familiengeführte deutsche Snackfirma Lorenz und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) schlossen sich dem Bündnis später an, um die Lebensgrundlagen von Cashew-Bauern zu verbessern und das Cashew-Institut in Mosambik (INCAJU) bei der politischen Gestaltung zu unterstützen. Die GIZ Mosambik und INA unterschrieben im Jahr 2020 Vereinbarungen zur Zusammenarbeit. Gleichzeitig bot die Firma Lorenz eine hochwertige Cashewnuss mosambikanischer Herkunft in österreichischen und deutschen Supermärkten an.

Mosambiks Cashew-Industrie

Die Cashew-Industrie spielt eine wesentliche Rolle in Mosambiks Wirtschaft – besonders in den ländlichen Gebieten im Norden. In über einer Million Haushalte werden Cashews angebaut und verkauft. Die verarbeitende Branche beschäftigt offiziell 10.000 Personen, die ihre Familien und lokalen Gemeinschaften unterstützen. Mosambik zählt beständig zu den weltweit führenden Produzenten von Cashewnüssen und ist aktuell der zweitgrößte Produzent im östlichen und südlichen Afrika. Durch die idealen Anbaubedingungen und die Handelspolitik, die jetzt einheimische Produzenten begünstigt, ist Mosambik gut aufgestellt, um der wettbewerbsfähigste globale Anbieter von nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Cashewkernen zu werden.

Laufende Investitionen in verbesserte Technologien und Managementpraktiken machen die Branche nicht nur produktiver und effizienter, sondern auch moralisch vertretbarer und transparenter. Diese Veränderungen versetzen die Branche in die Lage, Millionen von Cashew-Konsumenten weltweit große Mengen an sicheren und qualitativ hochwertigen Cashewkernen anzubieten und die Einkommen der Landwirte durch höhere Erträge und Premium-Marketing zu steigern. Über eine Million Tonnen (±20.000 Container) Rohcashews werden zum Schälen von Afrika nach Asien exportiert – dadurch gehen in Afrika mindestens 100.000 Jobs verloren. Verantwortungsbewusste europäische Käufer wenden sich Mosambik und anderen afrikanischen Ländern zu, um Cashews von hoher Qualität zu kaufen. Dadurch entstehen Arbeitsplätze vor Ort und der CO2-Fußabdruck wird verringert.

Warum Biospray notwendig ist

Die Produktivität von mosambikanischen Cashewbäumen ist momentan niedrig. Der Produktivitätsverlust tritt auf, wenn Mehltau die Blüte der Cashewpflanze befällt und die Bestäubung und Ausbildung der Frucht in Form des Cashewapfels verhindert. Ohne den Apfel (die falsche Frucht) wird keine Nuss ausgebildet, da die Cashewnuss als einziger Samen der echten Frucht wie ein Anhängsel am Apfel hängt (siehe Foto).

Lokaler Unternehmer in Nordmosambik, der prüft, ob seine jungen Cashewsämlinge vor der Sonne geschützt sind.
Cashewbäume haben viele Blüten über dem Baldachin - eine gesunde Blüte ist erforderlich, um Apfel und Samen / Nüsse zu sichern.
Der Cashewapfel ist sehr nahrhaft und enthält Zucker, der bei der Herstellung von Biosprays verwendet wird. Ein Samen / Nuss pro Apfel.

Das Biospray ist ein Cocktail aus aktiven nützlichen Mikroben und Effektiven Mikroorganismen (EM) aus drei Hefen, drei Laktobazillen, drei phototrophen Bakterien und mindestens vier Actinobakterien, die als biologischer Verstärker natürlicher Prozesse in der Baumkrone eingesetzt werden. Die Zucker im Biospray, die den Cashewäpfeln selbst entstammen, kurbeln den natürlichen Schutz der Bäume an. Nach drei Testjahren sieht es so aus, als ob das Biospray eine skalierbare Lösung darstellen kann: Seine Fähigkeit, die Blüte des Cashewbaums zu schützen, wurde nachgewiesen und die Verwendung von herkömmlichen chemischen Sprays konnte reduziert werden. Die Biospray-Testreihe hat gezeigt, dass bei Cashewbäumen, die mit dem Biospray behandelt wurden, 10–12 kg Nüsse geerntet werden konnten – dreimal mehr als der nationale Durchschnitt von 3–4 kg pro Baum. Außerdem konnte beim Testen ein weiterer Vorteil nachgewiesen werden: Die Cashewäpfel von Bäumen, die mit Biospray behandelt wurden, enthalten keine schädlichen Giftstoffe und können ohne Bedenken konsumiert werden. Von daher kann der Cashewapfel für menschliche Ernährungsprodukte als auch als Tierfutter verwendet werden. Durch die weiteren Verwendungsmöglichkeiten des Cashewapfels und den Anbau von Feldfrüchten zwischen den Bäumen hat die Testreihe auch neue Verwendungsfelder eröffnet. Dadurch wird das Interesse von Bauern gesteigert, Cashewbäume anzupflanzen, neue Arbeitsplätze werden gesichert, ein Beitrag zur Lebensmittelsicherheit geleistet sowie das Einkommen ländlicher Familien gesteigert.

Jahrelang hat das Nationale Cashew-Institut (INCAJU) importierte Chemikalien subventioniert, die in Mosambik verwendet wurden, um Mehltau zu verhindern. Dieses Verfahren war sehr kostspielig und INCAJU hat die Cashew-Interessenvertreter darüber informiert, dass im Jahr 2020 die Reduzierung/Abschaffung dieser Subventionen beginnt. Die Kosten chemischer Pestizide sind unter der aktuellen Kostenstruktur unerschwinglich und alternative, weniger kostenintensive Methoden zur Krankheitsprävention sollten gefördert werden. Wenn die Wirkung des Biosprays erwiesen ist und das Spray zur Verfügung steht, kann es zu einem wichtigen Mittel werden, um in Mosambiks Cashew-Sektor eine wesentliche Entwicklung herbeizuführen. Das Biospray zusammen mit anderen Initiativen zur Dienstleistungserbringung kann zu einem entscheidenden Einflussfaktor für das Einkommen von Bauern, der Sektorentwicklung und der Schaffung von geschlechts- und jugendgerechten Arbeitsplätzen im Produktions- und Dienstleistungsbereich werden.